Das gemeinschaftliche Gebet
Einer der wichtigsten Aspekte des Gebets besteht darin, die täglichen Pflichtgebete in der Gemeinschaft zu verrichten.
Die gemeinschaftliche Verrichtung der Pflichtgebete gehört in sehr starkem Maße zu den Gewohnheiten des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – und, abgesehen von seinen letzten Tagen, in denen er von schwerer Krankheit gezeichnet war, pflegte er diese immer einzuhalten.
Das folgende Beispiel verdeutlicht die große Bedeutung des gemeinschaftlichen Gebets in einzigartiger Weise:
Einer der Gefährten des Propheten – Allah segne ihn und sie und schenke ihm und ihnen Frieden – namens ´Abdullah ibn Umm Maktûm, der blind war, bat einmal den Gesandten Allahs, ihn vom gemeinschaftlichen Gebet zu entschuldigen:
„O Gesandter Allahs! Du kennst meinen Zustand; auf meinem Weg zur Moschee sind viele Palmen und ich kann nicht immer einen Führer finden!“
Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – antwortete:
„Kannst du den Gebetsruf hören?“
„Ja!“ antwortete ´Abdullah.
Da sagte der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:
„Dann solltest Du zum Gemeinschaftsgebet kommen, selbst wenn du dorthin kriechen müsstest!“[1]
Und Allahs Gesandter sagte – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:
„Diejenigen, die in der Dunkelheit zur Moschee gehen, werden am Tage der Versammlung, an dem es keinen Schatten gibt, unter dem göttlichen Thron Schatten finden.“[2]
Andere Aussagen des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – in Hinblick auf das Gemeinschaftsgebet sind:
„Das gemeinschaftliche Gebet ist 27-mal mehr wert, als das Gebet, das man alleine verrichtet.“[3]
„Das Gebet, das zwei Personen gemeinsam verrichten, ist besser als das, das einer allein verrichtet und das gemeinschaftlichen Gebet von Dreien ist besser als das von Zweien. Je größer die Anzahl, desto mehr findet es das Wohlgefallen Allahs!“[4]
„Wenn jemand das Nachtgebet (Salâtu l-´Îschâ) in der Gemeinschaft verrichtet, so ist es, als hätte er die erste Hälfte der Nacht im Gebet verbracht und wenn er dann das Morgengebet in der Gemeinschaft verrichtet, ist es, als hätte er die zweite Hälfte der Nacht im Gebet verbracht.“[5]
„Diejenigen, die regelmäßig die fünf täglichen Gebete in Gemeinschaft verrichten, werden die Brücke ins Paradies wie ein Blitz allen voran überqueren. Darüber hinaus wird Allah ihnen am Tage der Versammlung den Rang der Nachfolgergeneration des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – verleihen. Diejenigen, die Tag und Nacht regelmäßig am gemeinschaftlichen Gebet teilnehmen, werden den Rang von tausend Märtyrern auf dem Wege Allahs erlangen.“[6]
„Steht beim Gemeinschaftsgebet in geraden Reihen, denn dies ist ein Bestandteil der Vollständigkeit des Gebets!“[7]
Das gemeinschaftliche Gebet stärkt die Kraft des Glaubens. Es ist ein Spiegel der Gemeinschaft der Gläubigen und die Teilnahme am Gemeinschaftsgebet erhält die Glaubensgemeinschaft aufrecht.
Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – hat gesagt:
„Derjenige, der zu Hause seine Gebetswaschung verrichtet und dann zum Gebet zur Moschee geht, ist wie jemand, der zu Hause seinen Ihrâm (Pilgergewand) anlegt und zur Hajj aufbricht.“[8]
Ihm wird mit jedem Schritt auf dem Weg zur Moschee eine gute Tat angerechnet und eine Sünde vergeben.
„Wer vierzig Tage lang seine Gebete vom Beginn bis zum Ende in der Gemeinschaft verrichtet, wird vor zwei Dingen bewahrt: Das erste ist die Bewahrung vor der Strafe der Hölle, das andere ist die Bewahrung vor Heuchelei.“[9]
Am Jüngsten Tage wird Allah der Erhabene fragen: „Wo sind Meine Nachbarn?“
und die Engel werden sagen: „O unser Herr, wer sind Deine Nachbarn?“
Und Allah wird sagen: „Diejenigen, die regelmäßig die Moscheen besucht haben.“
Und der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – hat gesagt:
„Die Moschee ist das Zuhause eines jeden aufrechten Gläubigen. Und Allah hat diesen Dienern viele Arten von Erleichterung, Barmherzigkeit und Leichtigkeit beim Überqueren der Brücke ins Paradies versprochen.“[10]
Die Teilnahme am Gemeinschaftsgebet ist so wichtig, dass der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – wiederholt ernsthaft vor den Konsequenzen von Nachlässigkeit in dieser Angelegenheit gewarnt hat. Eine seiner Aussagen dazu wird folgendermaßen überliefert:
„Das Gebet desjenigen, der ohne triftigen Grund nicht zum Gemeinschaftsgebet kommt, obwohl er den Gebetsruf hört, wird nicht angenommen.“
Die Gefährten fragten ihn: „O Gesandter, was ist ein triftiger Grund?“
Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – sagte:
„Krankheit oder Furcht vor einer Gefahr.“[11]
Wenn eine Gruppe von Leuten nicht in der Lage ist, das Gebet in der Moschee zu verrichten, sollten sie es gemeinsam an dem Ort verrichten, an dem sie gerade sind. Dazu hat der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – gesagt:
„Wenn eine Gruppe von drei Personen in einem Dorf oder auf dem Lande ihr Gebet nicht gemeinschaftlich verrichten, wird Schaytân die Herrschaft über sie erlangen. Versucht (deshalb), eure Gebete zusammen mit Anderen zu verrichten, und tut euer Bestes, um am Gemeinschaftsgebet teilzunehmen, denn der Wolf frisst das einzelne Schaf!“[12]
Besonders wichtig ist die Teilnahme am gemeinschaftlichen Morgen- und Nachtgebet. Allahs Gesandter hat gesagt – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:
„Wenn jemand das Nachtgebet (Salâtu l-´Îschâ) in der Gemeinschaft verrichtet, so ist es, als hätte er die erste Hälfte der Nacht im Gebet verbracht und wenn er (dann) das Morgengebet in der Gemeinschaft verrichtet, wird es ihm angerechnet, als hätte er die ganze Nacht im Gebet verbracht.“[13]
„Wenn die Menschen um die Vorzüge des Gebetsrufes und der Plätze in der ersten Reihe beim Gebet wüssten, würden sie sich, wenn es keine andere Möglichkeit gäbe, als diese zu verlosen, um die Lose drängen. Wenn sie wüssten, welche Vorzüge darin sind, früh zum Gebet zu kommen, würden sie um die Wette laufen. Und wenn sie um die Vorzüge der Teilnahme am Morgen- und Nachtgebet wüssten, würden sie daran teilnehmen, selbst wenn sie dorthin kriechen müssten.“[14]
Dementsprechend sollte ein Gläubiger seine Ohren auf den Gebetsruf und sein Herz auf das Gebet richten. Die Teilnahme am Gebet beginnt mit dem Gebetsruf. Die Gefährten des Propheten – Allah segne ihn und sie und schenk ihm und ihnen Frieden – pflegten jedwede weltliche Beschäftigung zu unterbrechen, sobald sie den Gebetsruf vernahmen, um sich auf das Gebet einzustimmen und vorzubereiten. Die Hände, die Hämmer schwangen und die Zungen, die sprachen, hielten inne und alle Straßen führten nur noch zur Moschee. Ihre mit Liebe zu Allah erfüllten Herzen folgten der göttlichen Rechtleitung des Propheten – Allah segne ihn und sie und schenke ihm und ihnen Frieden –, der gesagt hat:
„Wenn ihr den Gebetsruf hört, wiederholt die Worte des Gebetsrufers, dann sendet Segenswünsche (Salawât) auf mich! Wer einmal Segenswünsche auf mich sendet, auf den sendet Allah zehn Segenswünsche. Daraufhin sollt ihr für mich um al-Wasîla bitten, einen Rang im Paradies, der nur einem Einzigen von den Dienern Allahs verliehen wird und ich hoffe, dieser Eine zu sein. Und demjenigen, der für mich um al-Wasîla bittet, wird meine Fürsprache zuteil.“[15]
Gemäß den Worten dieser Überlieferung, ist es empfohlen, im Anschluss an den Gebetsruf das folgende Bittgebet zu sprechen:
„Allahumma Rabba hadhihi da´wati t-tâmma, wa salâti l-qâ’ima âti Muhammadan al-Wasîlata wa l-Fadîlata wa b´athhu maqâman mahmûdan alladhî wa´adtah!“
„O Allah, Herr dieses vollkommenen Aufrufs und des anstehenden Gebets, gewähre Muhammad al-Wasîla und Vorzüglichkeit und erhebe ihn zur preiswürdigen Stufe, die Du ihm versprochen hast!“
Wer allerdings zur Moschee geht, ohne sich der oben beschriebenen tiefen und spirituellen Bedeutungen des Gebets zu erfreuen, dem bleiben die Segnungen seines Gottesdienstes vorenthalten, denn der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – hat gesagt:
„Der Mensch bekommt, wenn er zur Moschee kommt, das, was er (dabei) beabsichtigt!“[16]
Auf der anderen Seite bietet die Teilnahme am Gemeinschaftsgebet dem Menschen eine Möglichkeit, Kontrolle über sein Leben zu gewinnen, indem sie den Tagesablauf in geregelte Bahnen lenkt.
Der Ausspruch des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:
„Fürchtet derjenige, der seinen Kopf vor dem Imâm aus der Niederwerfung erhebt, nicht, dass Allah der Erhabene seinen Kopf in den eines Esels verwandelt?“[17]
deutet darauf hin, dass selbst chaotische Charaktere durch das Gebet erzogen und dazu gebracht werden können, schließlich ihn rechter Weise in der göttlichen Gegenwart zu stehen. Ansonsten wären auch Ordnung und Beständigkeit im Gebet unmöglich zu erreichen.
Als abschließendes Wort zum gemeinschaftlichen Gebet soll erwähnt werden, dass jeder Gläubige sich in seinem Herzen mit der Moschee verbunden fühlen sollte, denn eine der sieben Gruppierungen von Menschen, denen Allah göttlichen Schatten am Tage der Auferstehung, an dem es keinen anderen Schatten gibt, versprochen hat, sind diejenigen Gläubigen, ‚deren Herzen mit der Moschee verbunden’ sind.
[1] I. Canan, Kutub al-Sitte, VIII, 256
[2] Ibn Mâjah
[3] Bukhârî, Adhân, 30
[4] Abû Dawûd und Nasâ’î, Imâma, 45
[5] Muslim, Masjid, 260
[6] Jam´u l-Fawâ’id
[7] Abû Dawûd, Salât, 93
[8] M. Zakariyâ Kandehlevî, Fadâ’il al-A´mâl , 275
[9] Muslim und Tirmidhî
[10] Tabarânî
[11] Abû Dawûd und Ibn Mâjah
[12] Abû Dawûd, Imâm Ahmad und Nasâ’î
[13] Muslim
[14] Bukhârî und Muslim
[15] Muslim, Salât, 11
[16] Abû Dawûd
[17] Bukhârî und Muslim