Vorbereitung auf das Gebet

Bevor man das Gebet verrichtet, ist es natürlich notwendig, sich darauf in bestmöglicher Weise vorzubereiten. Gemäß den Aussagen des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – ist das ‚Verrichten der Gebetswaschung (Wudhû’) in bester Weise’[1] die erste Voraussetzung für das Gebet.

Im Gebet kommt die Essenz der Schönheit des Lebens und der ursprünglichen natürlichen Veranlagungen des Menschen zum Ausdruck. Die Bedeutung der vollkommenen Vorbereitung für das Gebet wird in dem Bericht des Imâmu l-A´zam Abû Hanîfa deutlich, der beschrieb, wie er spürte, dass während der Gebetswaschung all seine Sünden weggewaschen wurden. Die spirituelle Eingebungen und Einsichten Imâm Abû Hanîfas in dieser Hinsicht sind berühmt. Einmal sagte er zu einem jungen Burschen, der gerade die Gebetswaschung vollzog:

„O mein Sohn! Bitte unterlasse in Zukunft ‚die und die Sünde’!“

Der Junge antwortete: „Woher weißt du, dass ich ‚die und die Sünde’ begehe?“

Und der Imâmu l-A´zam antwortete ihm:

„Ich weiß es von dem Wasser, das bei deiner Waschung herabfließt.“

Darüber hinaus ist es auch empfohlen, vor dem Gebet die Zähne mit dem Miswak[2] zu reinigen, so wie es der Gewohnheit (Sunna) des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – entspricht. Wie wichtig dies ist, belegen die Worte des Gesandten Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – der gesagt hat:

„Ein Gebet, das nach dem Benutzen des Miswak verrichtet wird, ist um siebzig Stufen besser als ein Gebet ohne Benutzung des Miswak.“[3]

und:

„Der Gebrauch des Miswak reinigt nicht nur die Zähne, sondern erwirbt auch das Wohlwollen Allahs.“[4]

Wie bekannt ist, besteht das Gebet von Anfang bis Ende zu einem großen Teil aus Takbîr, Tahlîl, Tasbîh[5] und Rezitation, die allesamt mit der Zunge ausgesprochen werden. Deshalb sollte der Mund, aus dem während des Gebetes all diese Allah gewidmeten Worte kommen, sauber sein. Dies trägt natürlich auch zum inneren Frieden im Herzen bei. Und obwohl Zahnpasta und Zahnbürste ebenfalls die Zähne reinigen, bringt der Gebrauch des Miswak auch noch darüber hinausgehenden medizinischen Nutzen mit sich. Wie aus den Aussagen des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – hervorgeht, beugt Miswak so unter anderem dem Zahnverfall und Verdauungsproblemen vor.

Ein anderer wichtiger Aspekt bei der Gebetsvorbereitung besteht, gemäß dem Prophetenwort „wenig Gottesdienst, der auf Wissen beruht ist besser als viel Gottesdienst in Unwissenheit[6] darin, genau die verpflichtenden (Fard), notwendigen (Wâjib) und der prophetischen Tradition (Sunna) entspringenden Bestandteile des Gebets zu kennen.

Darüber hinaus sollten wir bei der Gebetsvorbereitung unser Bestes tun, unsere Herzen genauso von Feindschaft, üblen Gedanken und Absichten und anderen moralischen Schwächen zu reinigen, wie unsere äußeren Gliedmaßen vom Staub und Schmutz dieser Welt. Wir sollten stets wachsam gegenüber den Tricks und Fallen Schaytâns und seiner Anhänger sein, die uns von dieser Art der Gebetsvorbereitung abzuhalten versuchen.

Diejenigen, die Weisheit besitzen, verstehen und praktizieren die Bedeutung des Verses im heiligen Qur’ân:

... und dein Gewand sollst du reinigen!“ (74:4)

als Aufforderung in dem Sinne:

Reinige dich innerlich und äußerlich für das Gebet, um das Wohlgefallen Allahs zu erlangen und erwirb die Eigenschaften vorzüglichen Charakters!

Dies kommt auch in dem Ausspruch des Gesandten Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – zum Ausdruck:

Macht für das Gebet eure Rücken und eure Bäuche leicht![7]

Das ‚Leichtmachen des Rückens’ besteht im Unterlassen verbotener Handlungen, die sonst auf dem Rücken lasten würden und das ‚Leichtmachen des Bauches’ bedeutet, vor dem Gebet nicht zu viel zu essen.

 

[1] Muslim, Tahâra, 17

[2] Miswak oder auch Siwâk ist ein Stück von der Wurzel des Arrakstrauches, das an einem Ende faserig wie eine Zahnbürste gemacht wird.

[3] Imam Ahmad , Musnad, VI, 272

[4] Bukhârî, Saum, 28

[5] Takbîr, Aussprechen der Worte ‚Allahu akbar’; Tahlîl, Aussprechen der Worte ‚Lâ ilâha illAllah’; Tasbîh, Lobpreisung Allahs mit Worten wie ‚SubhânAllah’

[6] M. Zakariyâ Kandehlevî, Fadâ’il al-A´mâl , 299

[7] Suyûtî, Jami´u saghîr