Freundschaft und Aufrichtigkeit

Die Freundschaft ist eine Wohltat Gottes (für die Menschheit), denn der Qur’an sagt: 

„... und haltet einander fest im Übereinkommen mit Allah und seid nicht unvereint und gedenket der Gunst Allahs an euch, als ihr Feinde wart, Er alsdann eure Herzen vereinte und ihr so durch Seine Gunst zu Brüdern wurdet.“ (3: 102) 

Der Prophet - der Segen und Friede Gottes mit ihm – sagte: 

„Unter euch sind mir jene am nächsten, die eine gute Gesinnung haben, einander zugeneigt sind und zärtlich lieben.“

und auch:

„Wahrlich, Gott wird am Tag der Auferstehung fragen: „Wo sind jene, die sich um Meinetwillen geliebt haben - heute sollen sie in Meinem Schutz ruhen, wo es keinen anderen Schutz mehr gibt.““ (Abu Dawud) 

„Wenn Allah jemandem Seine Güte zeigt, so schenkt Er ihm einen guten Freund.“ (Muslim) 

„Sieben Arten Menschen werden am Tag des Gerichtes, an dem es keinen Schutz gibt, unter Seinem (Gottes) Schutz ruhen.

ein gerechter Imam (Leiter);

ein gottergebener Erwachsener;

ein Mann, der sein Herz mit der Moschee verbunden findet, vom Moment wo er diese verlässt, bis er sie wieder betritt;

zwei Freunde, die in ihrer Freundschaft um den Willen Gottes lebten und starben;

der aus Gottesfurcht im Verborgenen weint;

der den Verlockungen einer schönen Frau aus gutem Hause antwortet: „Ich habe Gottesfurcht";

der derart Spenden gibt, dass seine linke Hand nicht weiß, was seine rechte gibt."

Freundschaft also, ist eine Gnade Gottes und sollte um Seinetwillen gepflegt werden. Sollten wir aber den Umgang mit unseren Mitmenschen meiden, lasset dies ebenfalls um Gottes Willen geschehen.

„Das stärkste Seil im Glauben“ sagte der Prophet - der Segen und Friede Gottes mit ihm – „ist die Liebe und der Hass, beides um Gottes Willen.“

Jesus - der Segen und Friede Gottes mit ihm – sagte: 

„Liebet Gott, indem ihr die Gottlosen meidet; findet Seine Nähe in dem ihr ihren Umgang meidet und gefallet Ihm, indem ihr deren Missvergnügen herbei beschwört.“ 

"Mit wem sollen wir Umgang haben, Oh Wort Gottes?" fragen die Leute und der Christus antwortete: „Sitzt mit jenen, deren Erscheinen euch an Gott erinnert und deren Worte zu eurem Weinen beitragen und deren Handlungen euch Anreiz sind, das Königreich Gottes zu erlangen.“

Gott sprach zu Moses - der Friede und Segen Gottes mit ihm - und sagte: 

„Sohn des Imran, mache dich auf und finde dir einen Freund und wer nicht mit dir um Meinetwillen Freund sein will, sei dein Feind.

Wähle einen Freund der fünf Eigenschaften hat: 

Weisheit,

gute Gesinnung,

Abstand von Sünden,

Abstand von Gotteslästerung und

Abstand von Habgier.“

Des Dummen Begleitung hat keinen Wert, sie endet im Verdruss. Gute Gesinnung ist daher notwendig, als ein Mensch wohl klug, aber dennoch seinen zügellosen Leidenschaften frönen kann und daher nicht für den Umgang geeignet ist.

Ein Sünder und Ketzer sind ganz einfach deshalb zu meiden, da man kein Vertrauen in Leute haben kann, welche ihren Herrn nicht fürchten und denen es gleichgültig ist, verbotene Handlungen zu begehen. Des Weiteren wird man von solchen Menschen allmählich dazu verleitet, leichtfertig über Sünden zu denken und man verliert die Kraft ihnen zu widerstehen. 

Ein Habgieriger ist deshalb zu meiden, weil er in den Herzen das Verlangen nach dem Reich des Himmels vernichten wird. 

Alqama gab an seinem Sterbebett eine sehr schöne Beschreibung eines Freundes: 

„Mein Sohn! Wenn du Begleitung zu haben wünschst, so suche dir einen Freund, der, wenn du mit ihm lebst, dich verteidigt, dein Ansehen hebt, dir hilft, die Last deiner Mühsal zu tragen, dich in deinem Unternehmen unterstützt, deine Tugenden schätzt, dir deine Laster abrät, dir bereitwillig Antwort gibt, sich um deine Bedürfnisse kümmert, selbst wenn du sie verschweigst, dir tiefes Mitgefühl in deinem Leiden zeigt, Zeuge deiner Worte ist, dir mit gutem Rat zuhanden ist und dich im Streit zwischen euch sich selbst vorzieht.“ 

Und doch beschreiben diese Ausführungen die Eigenschaften eines Freundes gerade erst ansatzweise. Als der Kalif Ma’mun davon hörte, sagte er: „Wo sollten wir einen solchen Freund finden?“ und Yahya meinte: „Al Kamas Beschreibung bedeutet wohl, dass wir in Zurückgezogenheit leben sollten.“ 

Imam Jafar As-Sadiq gab eine negative Beschreibung eines Freundes: 

„Meidet den Umgang mit fünf Arten von Menschen: 

jemand der falsch ist und dich täuscht wie eine Fata Morgana,

einen Dummkopf, der zu nichts taugt,

einen Geizhals, der, wenn du seine Hilfe am meisten brauchst, sich von dir entfernt,

einen Feigling, der dich bei Gefahr im Stich lässt,

einen üblen Sünder, der dich für ein Stück Brot verkauft.“

Sahl v. Tustar sagte: 

Vermeide den Umgang mit drei Arten von Menschen 

Tyrannen, die Gott vergessen haben;

Ulema (Gelehrte), die Heuchelei betreiben;

Unwissende Sufis.

Es soll hier in Erinnerung gebracht werden, dass obige Worte als Ideal anzusehen sind. Aus bestimmten Gründen sollen wir aber unser Augenmerk auf die momentanen, praktikablen Umstände legen und aus ihnen so viele Vorteile ziehen, wie eben darin zu finden sind; denn ohne Freunde ist der Menschen Leben öde - und die Menschen sind gleichsam wie Bäume. 

Einige tragen Früchte und spenden Schatten, einige sind nur schattig, einige sind bloß voller Dornen. 

Gleicherweise verhält es sich mit Freunden, von welchen einige ein Segen sowohl für das Diesseits wie auch das Jenseits sind. 

Einige taugen nur für das diesseitige Vergnügen, denn diese Welt ist bloß ein Schatten. 

Und einige sind weder zum Nutzen in dieser, noch in jener Welt - diese gleichen Skorpionen in menschlicher Gestalt. 

„Und ihnen ward nichts auferlegt, als dass sie Allah dienen sollten, aufrichtig in ihrem Gehorsam, die Gebete einzuhalten, Zakat zu geben; und dies ist die rechte Religion.“ (18:15) 

Also diene Gott und sei ehrlich in deiner Religion zu ihm und wisse: Gottes ist die aufrichtige Religion. 

Musab sagte, dass sein Vater Sa’ad sich selbst höher als die armen und mittelosen Begleiter des Propheten erachtete. 

„Gott“, sagte der Prophet  „hat meinem Volk mit dem aufrichtigen Gebet und der Ehrlichkeit meiner Gefährten geholfen.“ 

„Aufrichtigkeit“, sagte der Prophet „und sei es auch noch so wenig, wird euch genügen.“

Abu Huraira (r.a.) überlieferte folgenden Ausspruch des Propheten: 

„Am Tag der Auferstehung werden als erstes drei Personen befragt werden:

Der Gelehrte darüber, was er mit seinem Wissen angefangen hat. Dieser wird erwidern: “Tag und Nacht versuchte ich mein Bestes, es weiterzutragen, o Herr.“ 

„Das stimmt nicht“ wird Gott ihm antworten und die Engel werden Ihm beipflichten. „Deine einzige Absicht war es, von den Leuten als Gelehrter angesehen zu werden und hinter dem Titel warst du her!“ 

Der zweite wird der Reiche sein, der über seine Güter befragt werden wird. „Tag und Nacht“ wird der Reiche erwidern  „gab ich es als Spende.“  „Du Lügner“  werden Gott und die Engel sagen, „du wünschtest bloß ein großzügiger Mann genannt zu werden - so war es!“

Der dritte wird der Märtyrer sein, welcher über seine Tat befragt werden wird.

„Oh Herr“ wird dieser erwidern „Du hast uns befohlen den Jihad zu wagen. Ich habe Dir gehorcht und bin kämpfend gefallen.“ „Du lügst!“ werden Gott und die Engel antworten. „Dein Ziel war es, als Held gefeiert zu werden - so war es!“ 

„Dann“ sagte Abu Huraira „beendete der Prophet seine Predigt, drückte mich an sich und sagte: „Diese drei werden die ersten sein, die in die Hölle geworfen werden.“ 

In den Erzählungen der Israeliten wird die Geschichte eines frommen Mannes erzählt, der Gott für viele Jahre gedient hatte. Eines Tages erzählte man ihm von der Abtrünnigkeit eines Stammes, der sich von der wahren Verehrung Jahwes abgewandt hatte und nun einen bestimmten Baum anbetete. Der  Einsiedler, erfüllt mit dem Geist des „Eifernden Gottes“ ergriff eine Axt, um diesen Baum umzuschlagen. Unterwegs machte sich jedoch der Teufel in der Gestalt eines alten Mannes an ihn heran und befragte ihn nach seiner Absicht. Der Einsiedler teilte sie ihm mit, worauf der Satan zu ihm sprach: “Warum auf Erden verlässt du deine Übungen und Gebete und gibst dich einer anderen Arbeit hin?“ 

„Dies ist doch auch eine geheiligte Sache!“ erwiderte der Einsiedler. 

„Nein, bei unserem Willen erlaube ich sie Dir nicht“ rief der Teufel! 

Darauf  ergriff der Einsiedler den Bösen in heiligem Zorn und rang ihn mit aller Kraft nieder.  „Lass mich Herr,“ bat dieser „ich will dir etwas mitteilen.“ 

Darauf ließ ihn der Einsiedler frei. 

Da sprach Satan: „Ich glaube nicht, dass dir Gott dein Unternehmen anbefohlen hat. Du verehrst ja keinen Baum und für die Sünden Anderer bist du nicht verantwortlich. Wenn Gott es will, sendet Er einen Propheten, diesen Befehl auszuführen. Darum glaube ich nicht, dass dies deine Pflicht ist. Warum also willst du dich in Schwierigkeiten bringen?“ 

„Ich gehöre aber zu den auserwählten Leuten Jahwes und meine Pflicht und Bestimmung ist es so zu handeln.“ 

Daraufhin begannen sie wieder miteinander zu ringen und abermals unterlag der Satan. 

„Oh ich sehe,“ sagte der Verworfene „mir kam da gerade eine Idee. Lass mich doch bitte frei und ich will sie dir verraten.“ 

Wiederum frei gelassen, redete ihn der Böse folgendermaßen an: 

„Ist es nicht so, dass du arm bist und von den Almosen derer lebst, welche dir zugetan sind? Aber im Innersten deines Herzens möchtest doch du selbst gerne Wohltaten über deine Brüder und Nachbar ausgießen. Deine Natur ist so großzügig und mitfühlend. Wie schade, dass eine solch edle Seele auf Almosen angewiesen ist.“ 

 „Du hast mein Inneres richtig erkannt,“ sagte der Einsiedler. 

 „Ich hoffe,“ sagte der Böse eindringlich, “dass die 2 Golddinare, welche du ab jetzt jeden Morgen neben deinem Bett finden wirst, dich von der Abhängigkeit anderer befreien werden und du endlich in der Lage sein wirst, Gutes für deine armen Verwandten und Nachbarn zu tun. Und was diesen Baum angeht, wenn er gefällt würde, bekämen deine bedürftigen Brüder doch gar nichts und du verlörest die Chance ihnen zu helfen - und der Baum würde ohnehin auch wieder nachwachsen.“  Der Einsiedler dachte über diese Worte nach und sagte sich: „Eigentlich spricht dieser alte Mann ganz vernünftig, also sollte ich sorgfältig das Für und Wider seiner Worten abwägen.

Bin ich ein Prophet? 

Nein, das bin ich nicht! Daher bin ich eigentlich nicht verpflichtet diesen Baum umzuschlagen. 

Habe ich einen Befehl dies zu tun? Nein! 

Sollte ich also sein Angebot annehmen? 

Ohne Zweifel wäre dies vom religiösen Standpunkt durchaus nützlicher. 

Nein - kein Zweifel, ich sollte es annehmen, ja vielmehr, ich muss sogar!“

So gaben die beiden einander ihr Wort und der Einsiedler kehrte zurück. 

Nächsten Morgen fand er tatsächlich zwei Dinare neben seinem Bett und war hoch erfreut. Auch am nächsten Morgen war das Gold an seinem Platz. Am dritten Morgen jedoch suchte er vergeblich danach. Sein Zorn wuchs ins Grenzenlose. 

Er griff nach seiner Axt und eilte zum Ort des Götzendienstes. Aber gerade wie beim letzten Mal lauerte ihm der Teufel auf dem Weg dorthin auf. 

„Du Elender, du Erzteufel!“ schrie der Einsiedler, „willst Du mich erneut von meiner heiligen Pflicht abhalten?“ 

„Du kannst sie ohnehin nicht erfüllen, du schaffst es nimmermehr!“ gab der Böse zurück. 

„Hast du den Beweis meiner Kraft vergessen?“ gab der erzürnte Einsiedler scharf zurück. Aber zu seiner eigenen großen Überraschung, fiel er wie ein saftloses Blatt kraftlos zur Erde. 

Der Teufel setzte ihm seinen Fuß auf die Brust, ergriff ihn an der Kehle und sprach ihm vor: 

“Entweder schwörst du diesen Baum nicht anzutasten oder bereite dich darauf vor zu sterben.“ 

Der Einsiedler, gänzlich hilflos, gab klein bei: 

„Ich schwöre es, aber nenne mir den Grund für meine missliche Lage.“

„Höre,“ antwortete ihm der Satan „zuerst mühtest du dich um die Sache Gottes und um die getreue Befolgung Seiner Anordnungen. Daher musste ich dir unterliegen. Aber nun bist du um deinetwegen wütend und um deines eigenen weltlichen Gewinns wegen.“ 

Diese Geschichte erhellt den Ausspruch im Qur'an: 

"Er sprach: "Mein Herr, da Du mich hast abirren lassen, so will ich ihnen wahrlich (das Böse) auf Erden ausschmücken, und wahrlich, ich will sie allesamt irreführen, außer Deine erwählten, aufrichtigen Diener unter ihnen.""[15:39-40]

Ein Frommer kann vor den Anfechtungen des Satans nicht sicher sein, außer durch Aufrichtigkeit. Daher hielt sich der erlauchte Maaruf immer selbst vor: "Wünscht du die Erlösung, so sei aufrichtig." 

Yakub, der Sufi, sagte: "Jener welcher seine Tugenden genauso verbirgt wie seine Laster - ist aufrichtig."

Im Traum sah ein Mann einen toten Sufi, der über die Taten seines abgelaufenen Lebens befragt wurde. "Alle Handlungen", sagte der Sufi "die um Gottes Willen geschahen, wurden mir vergolten. Z.B. entfernte ich einmal eine Orangenschale vom Gehsteig. Mein Esel war mir verstorben, der 100 Dinare wert war und ein Seidenfaden auf meiner Kappe wurde auf der Seite der Frevelhaftigkeit gefunden. Einmal gab ich etwas an Almosen und genoss der Leute Blick auf mir. Diese Handlung trug weder Belohnung noch Strafe für mich zur Folge."

Warum hast du deinen Esel verloren?" fragte der Mann den Sufi. "Weil, als ich vom Tod meines Esels erfuhr, sagte ich: "Verdammt, ich hätte an den Willen Gottes denken sollen."" 

Als der Sufyan Sauri von diesem Traum erfuhr, sagte er: "Dieser Sufi hatte Glück, dass keine Strafe für ihn vorgesehen war, als er sich freute, dass die Leute auf ihn blickten, als er Almosen gab." 

Es gibt einen Bericht über einen Mann, der sich in Frauenkleider öfters auf Hochzeitsfeste und Trauerfeierlichkeiten begab. Einmal verlor eine Dame ihre Perle auf solch einer Party und jeder wurde sorgfältig durchsucht. Dieser Mann hatte größte Angst, dass man seine Identität entdecken würde. Aufrichtig bereute er in seinem Herzen und gelobte diese Sache nie wieder zu tun und suchte bei Gott Vergebung und Hilfe. Nun waren er und sein Begleiter an der Reihe durchsucht zu werden. Sein Gebet war erhört worden, da die Perle in den Kleidern seines Begleiters entdeckt wurde und er daher gerettet war. 

Ein Sufi erzählte folgende Geschichte: 

"Ich schloss mich der Flotte an, die zum kleinen Dschihad aufbrach. Einer von uns verkaufte seinen Proviantsack und ich kaufte ihn, da ich dachte er würde im Krieg Nutzen bringen, und auch daran, dass ich ihn nach dem Krieg mit Gewinn verkaufen könnte. In derselben Nacht träumte ich, dass zwei Engel vom Himmel herabstiegen. Einer von ihnen sagte zum anderen: "Fertige eine vollständige Liste der Krieger an.“

Der andere fing an niederzuschreiben. 

"Dieser bricht auf um Abenteuer zu erleben, jener um Geschäfte zu machen, dieser um zu Ehre zu kommen und jener um dem Willen Gottes zu gehorchen".

Dann blickte er auf mich und sagte: "Reihe diesen unter die Geschäftemacher." Aber ich widersprach: "Um Gottes Willen - missversteh' mich nicht. Ich bin nicht aufgebrochen, um Geschäfte zu machen. Ich besitze kein Kapital. Ich bin nur des Dschihads Willen aufgebrochen!"

"Aber Herr," sagte der Engel "hast du nicht gestern diesen Proviantsack gekauft, und hast du dabei nicht an Profit gedacht?" 

Ich klagte und flehte ihn an, mich nicht als Händler aufzuschreiben. Der eine Engel sah den anderen an, der dann sagte: 

"Nun gut. Dieser Mann brach des gerechten Kampfes wegen auf, doch kaufte er einen Proviantsack des Profites wegen. Nun wird Gott über ihn zu entscheiden haben."" 

Sirri as Sagati sagte:

"Zwei Rakaat eines Gebetes, welche in völliger Aufrichtigkeit und Versenktheit verrichtet werden, sind besser als 70 oder 700 Ahadith mit der vollständigen Liste der Überlieferer zu kopieren." 

Einige sagen, dass ein Moment der Aufrichtigkeit die Erlösung bedeutet, aber dies geschieht sehr selten.

Wissen ist der Samen, Ausübung die Frucht und Ehrlichkeit ist das Wasser, welches die Pflanze nährt. 

  • Einige sagen, dass Gottes Missfallen an solch einer Person offenbar wird, welcher drei Dinge gegeben sind. 
  • Sie hält den Umgang mit tugendhaften Menschen aufrecht, zieht aber keinen Nutzen daraus.
  • Sie vollbringt tugendhafte Taten, doch lässt es dabei an Aufrichtigkeit ermangeln.

Sie erlernt die Philosophie und versteht es doch nicht die Wahrheit zu erkennen. 

Ein Sufi sagte:

"Gott sieht nur auf die Aufrichtigkeit und nicht auf die Handlungen Seiner Geschöpfe." 

Junaid sagte:

"Es gibt einige Diener Gottes, die weise sind und auch weise handeln und die aufrichtig in ihren Handlungen sind. Und die Aufrichtigkeit führt zur Tugend." 

Sahl sagte:

"Aufrichtigkeit bedeutet, dass alle unsere Handlungen oder Absichten, alle unsere Gemütszustände, ob wir nun etwas tun oder ruhen, ausschließlich für Gott und um Seinetwillen sind." 

Aber dies zu erreichen ist äußerst schwierig, denn es gefällt dem Ego ganz und gar nicht. 

Ruyan sagte: "Aufrichtigkeit bedeutet das Nichtberücksichtigen von Belohnung in dieser, wie in der nächsten Welt.

Wer Gott verehrt, um ins Paradies zu gelangen, ist nicht wirklich aufrichtig. Lass ihn für Gottes "Rida" (Wohlgefallen) handeln. Dieser Zustand wird von den Siddiqis (den ehrlich Gottergebenen) erreicht und ist Aufrichtigkeit "par Excellenze". Wer gute Handlungen aus Furcht vor Hölle und Hoffnung auf das Paradies tut, ist insofern aufrichtig, als er seine momentanen weltlichen Vergnügen aufgibt, aber dafür in der Zukunft die Befriedigung seiner Lust und Leidenschaften im Paradies begehrt. Das Sehnen der wirklich Frommen ist das "Rida" ihres Geliebten." 

Es kann eingewandt werden, dass das Handlungsmotiv des Menschen die Annehmlichkeit ist und dass die Freiheit vom Wunsch nach dieser Annehmlichkeit eine rein Gott vorbehaltene Eigenschaft ist. Dieser Einwand aber gründet auf einem Missverständnis. Es ist wahr, dass der Mensch sich nach Annehmlichkeiten sehnt, aber Annehmlichkeit hat verschiedene Bedeutungen. 

Die allgemeine Ansicht meint die Befriedigung der sinnlichen Bedürfnisse im Paradies, aber diese hat keine Ahnung von der Natur höheren Vergnügens - der Einheit mit Gott und der Anschauung Seiner Schönheit und vermag überdies solches nicht als Vergnügen ansehen.  Aber gerade dies ist das Vergnügen, und wer dieses genießt, wird nicht einen Moment an die gewöhnlichen Vergnügen des Paradieses denken, denn sein höchstes Vergnügen, sein "summum bonum" (die Summe allen Guten) ist die Liebe Gottes. 

Tufail sagte:

"Gutes um der Menschen Willen zu tun ist Heuchelei, dies allerdings nicht zu tun ist Untreue. Aufrichtig ist jener, der frei von Beidem ist und nur Gottes Willen wegen arbeitet."

Diese Definitionen geben eine Idee vom Ideal jener Aufrichtigkeit, welche von edlen Seelen angestrebt wird. Lasst uns nun die praktische Seite zum Nutzen des Durchschnittsmenschen erörtern. 

Handlungen hinterlassen einen bestimmten Eindruck im Herzen und stärken dessen Qualitäten, welche den Anstoß für diese Handlungen gaben, z.B. tötet Heuchelei das Herz ab und auf Gott hin ausgerichtete Absichten führen zur Erlösung. Beide sammeln Kraft, proportional zu jenen Auswirkungen, die sich aus ihren jeweiligen Ursprüngen ergeben. Da sich beide jedoch tatsächlich entgegenstehen, so bleibt eine Handlung ohne Wirkung auf das Herz, da es aus beiden Motivationsgründen den gleichen Stimulus erfährt.

Stellen wir uns solch eine Handlung so vor, wie eine, die jemanden der Tugend eine Spanne näher bringt, ihn gleichzeitig jedoch zwei Spannen davon entfernt. Der innere Erfolg seines Fortschrittes wäre, dass er bleibt wo er ist, obgleich er schon gemäß seiner Motivation für diese Handlung belohnt oder bestraft wird. Ein Mann bricht zur Wallfahrt auf und nimmt einige Handelswaren mit sich; er wird für seine Pilgerfahrt belohnt. War jedoch seine Absicht der bloße Handelsgewinn dabei, kann er nicht als "Hadschi", Wallfahrer gelten. 

Ein Krieger der um den Willen Gottes kämpft, wird seinen Lohn erhalten, auch wenn er an der Beute teilhat, solange seine alleinige Motivation die Sache der Religion ist. Das latente Begehren nach Kriegsbeute tritt so nicht in den Weg seiner Belohnung, auch wenn solcher Krieger den edlen Seelen untergeordnet ist, die gänzlich in Ihm, Gott aufgehen. "... die durch Ihn sehen, durch Ihn hören, durch Ihn handeln." (Hadith) So gehört solch ein Krieger doch zu den Guten und Tugendhaften. Denn legten wir den höchsten Standard als Maß für alle an, so wäre die Religion ein hoffnungsloses Unterfangen und würde letztlich in Pessimismus enden. 

Gleichzeitig müssen wir jedoch jene warnen, die mit dem niedrigen Standard sich zufrieden geben - sie werden sehr oft enttäuscht werden. Sie meinen ihre Motive sind nur um den Willen Gottes, doch im Geheimen ist ihr Ziel ein verborgenes, sinnliches Vergnügen. Lasst den Handelnden, der sich bemüht hat und über seine Motivation nachgedacht hat, nicht zu zuversichtlich bezüglich seiner Aufrichtigkeit sein. Über die Furcht, dass er zurückgewiesen werden kann, lasst ihn um Annahme hoffen. Das ist der Glaube der Rechtgläubigen, die ihren Herren fürchten und nur von Ihm hoffen.