Glaube an die Engel
Engel sind aus Licht erschaffene, feinstoffliche Wesen. Aus diesem Grund bleiben sie normalerweise unseren Blicken verborgen. Dennoch ist es möglich, sie zu bestimmten Anlässen, in jeweils entsprechender, unterschiedlicher Form, zu sehen. Einigen der großen Propheten wurde es auch gestattet, sie in ihrer feinstofflichen Form zu Gesicht zu bekommen. Ihrem Wesen entsprechend brauchen sie weder Nahrung noch Schlaf. Da sie dazu erschaffen wurden, ihr Dasein ausschließlich im Dienste Allahs zu verbringen, hat Er ihnen kein Ego (Nafs) gegeben. Ihre Natur erlaubt ihnen deshalb keinen Ungehorsam gegenüber Allah. Ihre Anzahl ist unzählbar, und man sagt, dass jeder einzelne Tropfen Wasser von einem Engel herunter zur Erde gebracht wird und dass jeder Engel von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Tage nur einmal einen Tropfen bringt. Das ist der Grund dafür, dass Regentropfen oder Schneeflocken beim Herunterkommen nicht kollidieren.
Engel haben unterschiedliche Stellungen, entsprechend der ihnen zugeteilten Aufgaben und Verantwortung. Maulânâ Jalâluddîn Rûmî sagt dazu:
„Die Stellung oder der Rang eines Engels im Verhältnis zu einem anderen unterscheiden sich so sehr wie der Neumond vom Vollmond.
Jeder Engel hat einen Anteil vom göttlichen Licht. Und entsprechend ihrem Rang sind sie von Allah mit diesem göttlichen Licht ausgestattet worden.“
Vier der wichtigsten Engel sind die Erzengel Jibrîl, Mika’îl, Azra’îl und Israfîl, deren Status innerhalb der Hierarchie der Engel dem der Propheten vergleichbar ist. Jibrîls Aufgabe ist das Überbringen der göttlichen Botschaft an die Propheten, Mika’îl ist verantwortlich für Naturereignisse, Azra’îl ist der Todesengel, der am Ende unseres Lebens die Seelen nimmt, Israfîl ist der Engel, der, gegen Ende dieser Welt, am Jüngsten Tag die Trompete blasen wird.
In gewisser Weise sind die Engel wie unsere Seelen. Genau wie unsere Seelen können wir auch sie nicht sehen und genau wie es unmöglich ist, die Existenz unserer Seelen zu bestreiten, können wir auch ihr Dasein nicht leugnen. Man sagt auch, die Existenz der Engel zu bestreiten, hieße, die Existenz der Propheten zu leugnen, denn es ist ein Engel, der den Menschen die göttliche Wahrheit überbrachte. Deshalb warnt Allah im Qur’ân diejenigen, die Jibrîl nicht akzeptieren:
„Sprich: ‚Wer auch immer Jibrîl zum Feind nimmt, so hat er ihn (den Qur’ân) doch mit Allahs Ermächtigung in dein Herz herab gesandt als Bestätigung für das, was davor war, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die Gläubigen.’” (2:97)
Wie schon erwähnt, haben Engel neben dem Gottesdienst auch andere Aufgaben. Manche helfen zum Beispiel, auf Allahs Geheiß, Menschen, die in Bedrängnis sind. Diese Art von Engeln, die den Gläubigen zu Hilfe eilen, taucht immer wieder in der Geschichte des Islam auf. Die Gefährten des Propheten – Allah segne ihn und sie und schenke ihm und ihnen Frieden –, die an der Schlacht von Badr teilgenommen hatten, berichteten von solchen Ereignissen:
„Während der entscheidenden Stunden der Schlacht von Badr wurden wir Zeuge, wie Feinde starben, ohne dass eines unserer Schwerter ihre Körper auch nur berührt hätte.“
Und Allah der Erhabene beschreibt dieses Geschehnis im heiligen Qur’ân mit den Worten:
„Da offenbarte dein Herr den Engeln: ‚Ich bin mit euch, so unterstützt die Gläubigen. Die Herzen der Ungläubigen werde Ich mit Schrecken erfüllen. Trefft sie oberhalb des Nackens und schlagt ihnen alle Finger ab!’” (8:12)
„Wenn du nur sehen könntest, wie die Engel die Seelen der Ungläubigen hinweg nehmen, wie sie ihnen Gesicht und Rücken schlagen (und sagen): ‚Schmeckt die Strafe des Feuers!’“ (8:50)
Die Aufgabe mancher Engel ist es, uns zu beschützen, sie werden ,Hafaza’ , Schutzengel, genannt. Andere sind damit beauftragt, unsere Handlungen aufzuzeichnen, sie heißen ‚Kirâman Kâtibîn’, ‚ehrwürdige Schreiber’. Die beiden Engel mit den Namen ‚Nakîr’ und ‚Munkar’ befragen die Verstorbenen direkt nach ihrem Tod. Wieder andere bitten Allah für die Menschen um Vergebung und Rechtleitung.