Freiwillige Gebete

In einem Hadîth Qudsî, einer Überlieferung, die eine direkte Eingebung Allahs an den Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – mit dessen Worten wiedergibt (im Gegensatz zum Qur’ân, der das Wort Allahs, überbracht vom Erzengel Jibrîl, ist), sagt Allah:

„Wer auch immer einen Meiner Auliyâ in Feindschaft bekämpft, dem erkläre Ich den Krieg! Am meisten liebe Ich es von Meinem Diener, wenn er die Handlungen verrichtet, die Ich ihm zur Pflicht gemacht habe. Dann nähert sich Mein Diener Mir durch freiwillige Taten, bis ich Ihn liebe. Und wenn Ich ihn liebe, bin Ich das Ohr, mit dem er hört, die Augen, mit denen er sieht, die Hände, mit denen er greift, die Füße, mit denen er läuft. (Ich werde das Herz, mit dem er empfindet und die Zunge, mit der er spricht.) Wenn er Mich um etwas bittet, gebe Ich es ihm, wenn er Zuflucht sucht, gewähre Ich sie ihm. Ich zögere bei nichts so sehr, wie dabei, das Leben eines gläubigen Dieners zu nehmen: Der Tod ist ihm unliebsam und Ich liebe nichts, was ihm unliebsam wäre ...“[1]

Aus diesem Grunde verrichten gläubige Muslime, zum Beispiel, wenn sie zu einer Reise aufbrechen oder wenn sie etwas fürchten, während des letzten Drittels der Nacht und zu vielen anderen Zeiten und Gelegenheiten über die Pflichtgebete hinaus freiwillige Gebete. Sie sind bemüht, zu denen zu gehören, von denen im heiligen Qur’ân gesagt wird:

„Auf ihren Gesichtern sind ihre Kennzeichen: die Spuren der Niederwerfungen ...“ (48:29)

Sie erleben im Gebet endlose Freuden und in den freiwilligen Gebeten bietet sich ihnen eine Möglichkeit, mehr von diesen Freuden zu erfahren. Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – pflegte, obwohl er frei von Sünden war, während der Nacht freiwillige Gebete zu verrichten, bis seine Füße wund waren und den Qur’ân zu rezitieren, bis er vollkommen erschöpft war. Die freiwilligen Gebete stehen also nicht im Gegensatz zu den Pflichtgebeten, sondern stellen, im Gegenteil, eine Verstärkung für diese dar. Dabei ist allerdings wichtig, sie in der richtigen Weise zu verrichten.

Allahs Gesandter – Segen und Friede seien auf ihm – hat gesagt:

„Die erste Handlung, über die der Diener am Jüngsten Tage befragt werden wird, ist das Gebet. Wenn seine Gebete in Ordnung sind, so wird er gerettet sein. Wenn die Pflichtgebete nicht genug sind, um ihn zu retten, wird Allah der Erhabene fragen:

‚Hat mein Diener freiwillige Gebete verrichtet, die zum Ausgleich dienen könnten?’

Und in dieser Weise wird auch mit den anderen Handlungen verfahren werden.“[2]

Aus diesem Grunde ist es ein schwerwiegender Fehler, die Pflichtgebete alleine als ausreichend zu betrachten, denn es ist fast unmöglich, diese immer perfekt und rechtzeitig zu verrichten. Soviel Bedeutung wir ihnen auch beimessen, ist es doch jederzeit möglich, dass wir während des Gebets einen Fehler machen. Deshalb bleibt uns eigentlich gar keine andere Möglichkeit, als zusätzliche freiwillige Gebet zu verrichten, um unsere Fehler wieder auszugleichen, denn wir haben keine Gelegenheit, die Pflichtgebete noch einmal zu wiederholen, wenn wir sie unzulänglich verrichtet oder ausgelassen haben. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir die Pflichtgebete auslassen und durch freiwillige Gebete ersetzen könnten, sondern wir sollten beide verrichten. Das Verhalten des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – ist in dieser Hinsicht ein einzigartiges Beispiel für uns. Andererseits sollte man, wenn man Gebete nicht zu ihrer Zeit verrichtet hat, nicht nur diese nachholen, was jederzeit, außer während der Zeiten des Sonnenauf- und Unterganges und des Sonnenhöchststandes, möglich ist, sondern trotzdem die an bestimmte Zeiten gebundenen freiwilligen Gebete, wie Tahajjud, Salâtu l-Ischrâq, Duhâ und Awwâbîn[3], verrichten.

Rabî´a ibn Ka´b al-Aslamî berichtete:

„Ich pflegte die Nacht beim Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden zu – verbringen, um ihm zu dienen, ihm Wasser für die Gebetswaschungen zu bringen und ähnliches. Eines Tages sagte er zu mir: ‚Bitte mich um was immer du willst!’

Ich sagte: ‚Ich will mit dir im Paradies sein.’

Er sagte: ‚Was sonst wünschst du dir?’

Ich sagte: ‚Ich wünsche mir nur das!’

‚Wenn das so ist, dann hilf mir selbst dabei, indem du so viel betest, wie möglich!’“[4]

In einer anderen Überlieferung heißt es, dass Allahs Gesandter gesagt hat:

Nichts hilft dem Diener mehr dabei, sich Allah zu nähern, als Niederwerfungen in Zurückgezogenheit. Das heißt, nichts bringt ihn Allah näher, als das freiwillige Gebet, das er zu Hause verrichtet.[5]

Schaqîq al-Balkhî sagte:

„Wir haben fünf Dinge gesucht und sie in fünf Dingen gefunden:

1. Gesegnete Versorgung im Duhâ-Gebet

2. Licht im Grabe im Tahajjud

3. Antwort auf die Fragen der beiden Engel Nakîr und Munkar nach dem Tode in der Rezitation des edlen Qur’ân

4. Leichtigkeit beim Überqueren der Brücke ins Paradies im Fasten und Geben von Spenden

5. Schutz im Schatten des göttlichen Thrones im Gottesgedenken in der Einsamkeit“

Es gibt eine ganze Reihe von freiwilligen Gebeten, von denen die wichtigsten folgende sind:

Salâtu d-Duhâ, das freiwillige Gebet am Vormittag, über das der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – gesagt hat:

„Einem jeden von euch obliegt täglich, eine Spende zu geben. Jedes Tasbîh, jedes Tahmîd, jedes Tahlîl und jedes Takbîr[6] sind eine Spende. Das Gute zu gebieten ist eine Spende, das Schlechte zu verwehren ist eine Spende. Und ein Duhâ-Gebet von zwei Gebetseinheiten ersetzt all diese.“[7]

Und ´îscha – möge Allah mit ihr zufrieden sein – sagte:

„Ich sah einmal den Gesandten Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – das Duhâ-Gebet verrichten und habe danach in meinem ganzen Leben niemals unterlassen, es zu beten.“[8]

Salâtu l- Awwâbîn, über das der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – gesagt hat:

„Wer zwischen dem Abend- und dem Nachtgebet freiwillige Gebete verrichtet, wahrlich, dies ist das Gebet derer, die zu Allah umkehren (al-Awwâbîn).“[9]

Tahiyyatu l-Masjid, das Gebet zur Begrüßung der Moschee, über das der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – gesagt hat:

„Wenn einer von euch eine Moschee betritt, soll er, bevor er sich setzt, zwei Gebetseinheiten verrichten!“[10]

Salâtu t-Tarâwîh, das freiwillige Gebet in den Nächten des Fastenmonats Ramadân. ´îscha – möge Allah mit ihr zufrieden sein – sagte:

„Der Gesandte Allahs – Segen und Frieden seien auf ihm – war in keinem anderen Monat so sehr mit Gottesdienst beschäftigt, wie im Monat Ramadân. Und solche Bemühung und Anstrengung beim Gottesdienst wie in den letzten zehn Tagen des Ramadân habe ich bei ihm zu keiner anderen Zeit gesehen.“[11]

Allahs Gesandter – Segen und Frieden seien auf ihm – hat gesagt:

„Keiner verbringt eine Nacht des Ramadân im Gebet, in aufrichtigem Glauben und in der Hoffnung auf Allahs Lohn, ohne dass ihm seine früheren Sünden vergeben werden.“[12]

Mit diesen Worten ist ohne jeden Zweifel das Tarâwîh-Gebet gemeint. Da empfohlen ist, es mit zwanzig Gebetseinheiten zu verrichten und weil es damit recht lang ist, sollte man besondere Sorgfalt darauf verwenden, es mit der gleichen Konzentration und spirituellen Hinwendung zu verrichten, wie die übrigen Gebete.

Salâtu l-Istikhâra, das Gebet um Entscheidungshilfe, um von Allah Hinweise für eine anstehende Entscheidung zu erbitten, wobei diese Hinweise in Form von Zeichen oder Träumen erscheinen. Jâbir ibn ´Abdullah – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete:

„Allahs Gesandter – Segen und Friede seien auf ihm – lehrte uns das Istikhâra-Gebet so, als würde er uns ein Sure des Qur’ân lehren.“[13]

Salâtu l-Hâja, das Gebet um Erfüllung eines Wunsches, über das der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – gesagt hat:

„Wer etwas von Allah erbitten will, der soll zuerst seine Gebetswaschung in rechter Weise vollziehen und dann zwei Gebetseinheiten verrichten. Dann soll er Segenswünsche auf den Propheten senden und anschließend folgendes Bittgebet sprechen:

O Du Milder und Großzügiger, außer dem es keine Gottheit gibt, gelobt sei Allah, der Herr des majestätischen Thrones und Lobpreis sei Allah, dem Herrn der Welten. O mein Herr, ich bitte Dich um das, was aus Deiner Barmherzigkeit kommt und um Deine Vergebung und dass Du mich fernhältst von allen Arten von Sünden. O Du Barmherzigster aller Barmherzigen, (ich bitte Dich:) Lass’ keine Sünde unverziehen, lass’ keine Sorge zurück, ohne davon zu befreien und keinen Wunsch, der Dir wohlgefällig ist, unerfüllt.[14]

Salâtu t-Tahajjud und andere Gebete während der Nacht: Jede Zeit hat in Allahs Sicht bestimmte Eigenschaften, jedoch sind manche Zeiten wertvoller als andere und diese besonderen Zeiten sollte man nutzen. Die Nacht gehört zu diesen speziellen Zeiten, die im Qur’ân und in den Überlieferungen des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – als besonders wertvoll beschrieben werden. Der Wert, den Allah der Nachtzeit und den darin verborgenen zahllosen Geheimnissen zuschreibt, ist unvorstellbar. Allah sagt:

Ich schwöre bei der Abenddämmerung und bei der Nacht und dem, was sie verhüllt“ (84:17)

und Er sagt:

... und bei der Nacht, wenn alles still ist ...“ (93:2)

Das Geheimnis des göttlichen Schwures Allahs bei der Nacht ist wie ein Fenster zu Seiner Gegenwart, durch das Er unsere Herzen und Seelen viele Dinge sehen lässt, die uns ansonsten verborgen blieben.

Die Nacht ist die beste Zeit, um sich, unter Verzicht auf süßen Schlaf in einem weichen Bett, in Liebe und voller Hingabe vor der Allmacht des Erhabenen niederzuwerfen und so Sein Wohlgefallen zu erlangen. Deshalb sind freiwillige Gebete in der Nacht eines der wichtigsten Mittel, um Allahs Nähe zu erfahren. Entsprechend dem Maß an göttlicher Liebe, die jemand empfindet, wird er das Verlangen spüren, in der Nacht freiwillige Gebete zu verrichten. Man kann die Gebete in der Nacht mit der Begegnung und dem innigen Gespräch mit einem Geliebten vergleichen. Zu der Zeit, wenn Alles schläft, wach zu bleiben, um seinen höchsterhabenen Herrn anzubeten, lässt den Diener in den Kreis derer eintreten, die von göttlicher Liebe und Barmherzigkeit umfangen werden.

Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – pflegte die Nacht im Gebet zu verbringen, bis seine Füße vom Stehen geschwollen und wund waren. Einmal wurde er deshalb gefragt:

„O Gesandter Allahs! Warum bemühst du dich so sehr, wo dir doch Allah im Qur’ân[15]  bereits alle Sünden vergeben hat?“

Da antwortete er: „Sollte ich denn nicht ein dankbarer Diener sein?“[16]

Und er sagte auch – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:

„Das vorzüglichste Gebet nach den Pflichtgebeten ist das freiwillige Gebet, das in der Nacht verrichtet wird.“[17]

und:

„Zwei Gebetseinheiten in der Nacht sind für die Menschen besser als die ganze Welt und was in ihr ist. Wenn ich nicht fürchtete, dass es für meine Gemeinde zu schwierig wäre, hätte ich es ihnen zur Pflicht gemacht!“[18]

„Es gibt in der Nacht eine bestimmte Zeit, zu der Allah dem Gottergebenen, der Ihn bittet, alles gewährt, um das er bittet.“[19]

„Wenn ein Mann während der Nacht aufwacht und auch seine Frau aufweckt und sie gemeinsam zwei Gebetseinheiten verrichten, schreibt Allah sie unter denjenigen nieder, die am häufigsten Seiner gedenken.“[20]

„Unterschätzt nicht den Wert des Gebets während der Nacht, denn es war die Gepflogenheit der Rechtschaffenen vor euch. Der Gottesdienst während der Nacht bringt (euch) näher zu Allah, führt zur Vergebung von Sünden, schützt den Körper vor Krankheit und bewahrt einen davor, Schlechtes zu tun.“[21]

„Möge Allah Seine Barmherzigkeit auf einen Mann senden, der in der Nacht aufsteht, um zu beten und auch seine Ehefrau dazu weckt. Möge Allah Seine Barmherzigkeit auf eine Frau senden, die in der Nacht aufsteht, um zu beten und auch ihren Ehemann dazu weckt.“[22]

Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – fragte Abû Dharr:

„Bereitest du dich vor, wenn du zu einer Reise aufbrechen willst?“

Abû Dharr antwortete: „Ja, o Gesandter Allahs!“

Da sagte der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:

„Wie meinst du, wird die Reise am Jüngsten Tage sein? Hör mir gut zu! Soll ich dir sagen, was dir an jenem Tage nutzen wird?“

Abû Dharr antwortete: „Ja, o Gesandter Allahs! Mögen mein Vater und meine Mutter für dich geopfert sein.“

Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – sagte:

„Faste für den Tag der Versammlung an einem sehr heißen Tag. Bete des Nachts zwei Gebetseinheiten, um dich vor der Einsamkeit des Grabes zu retten. Um dich vor den Ereignissen am Jüngsten Tag zu schützen, pilgere einmal nach Mekka. Und gib dem Bedürftigen Almosen. Sprich entweder Worte der Wahrheit oder bewahre deine Zunge vor dem Sprechen von Falschheit!“[23]

Zu Abû Huraira sagte Allahs Gesandter – Segen und Friede Allahs seien auf ihm:

O Abû Huraira, wenn du im Grabe und am Jüngsten Tag der Barmherzigkeit des Allmächtigen teilhaftig werden willst, so erhebe dich in der Nacht und bete zu Allah! Wenn du in einer Ecke deines Hauses betest, wird diese Ecke strahlen wie eine himmlische Konstellation und für die Leute dieser Welt wird sie leuchten wie ein Stern.[24]

Einmal ließ ´Abdullah ibn ´Umar seine Schwester Hafsa, die eine der Ehefrauen des Propheten war – Allah segne ihn, seine Familie und all seine Gefährten und schenke ihm und ihnen allen Frieden –, dem Propheten berichten, was er im Traum gesehen hatte, damit dieser seinen Traum deute. Der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – sagte darauf:

„´Abdullah ist solch ein vorzüglicher Mann! Wenn er nur in der Nacht beten würde ...“

Von diesem Tag an betete ´Abdullah jede Nacht.[25]

In einer weiteren Überlieferung heißt es:

„Der Engel Jibrîl – Friede sei mit ihm – erschien und sagte. ‚... Es besteht kein Zweifel daran, dass die größte Ehre eines Gläubigen darin besteht, das Tahajjud-Gebet zu verrichten ...’“[26]

Zu den Dienern, die sich glücklich schätzen können, das Wohlgefallen Allahs erlangt zu haben, gehört sicherlich der, der nachts aus seinem angenehmen und warmen Bett aufsteht, um das Tahajjud-Gebet zu verrichten. Allah ist mit diesem Diener höchst zufrieden und spricht zu Seinen Engeln:

„Was bringt Meinen Diener dazu, sich abzumühen, indem er zu dieser Nachtzeit betet?“

Und die Engel antworten:

„Es ist der Wunsch nach Deiner Gnade und Großzügigkeit sowie die Furcht vor Deiner Strafe.“

Und Allah der Erhabene spricht:

„Wenn das so ist, gewähre Ich ihm, um was er bittet und bewahre ihn vor dem, was er fürchtet.“[27]

Viele Verse des heiligen Qur’ân rufen die Diener dazu auf, Allahs während der Nacht zu gedenken und Gebete zu verrichten.

„... und lobpreise Ihn einen Teil der Nacht und im Anschluss an die Niederwerfung“ (50:40)

„... und lobpreise Ihn auch während eines Teils der Nacht und beim Zurückgehen der Sterne.“ (52:49)

„... sie sind diejenigen, die die Nacht in Anbetung ihres Herrn verbringen, in Niederwerfung und im Stehen.“ (25:64)

Und in der Beschreibung derer, die vor der göttlichen Strafe bewahrt werden und ins Paradies eingehen, sagt Allah:

... sie schliefen nur einen kleinen Teil der Nacht und vor Tagesanbruch baten sie stets um Vergebung.“ (51:17-18)

Zusätzlich zu dieser Würdigung erwähnt Allah im Vergleich der Gläubigen mit den Ungläubigen lobend diejenigen, die Seiner während der Nacht gedenken:

Derjenige, der zu Allah in den Nachtstunden betet, in Niederwerfung und im Stehen, der das Jenseits fürchtet und auf die Barmherzigkeit seines Herrn hofft ... Sprich: ‚Sind diejenigen, die wissen, denen gleich, die nicht wissen?’ Doch warnen lassen sich nur diejenigen, die verständig sind.“ (39:9)

Und in dem gleichen Maße wie Allah diejenigen lobt, die während der Nacht voller Hingabe beten, warnt Er die achtlosen Diener, die sich nicht entsprechend verhalten:

„Und wirf dich in einem Teil der Nacht vor Ihm in Anbetung nieder und preise Seine Herrlichkeit lange durch die Nacht. Diese jedoch lieben das Vergängliche und schenken dem Tag keine Beachtung, der später voller Schwere auf ihnen lastet.“ (76:26-27)

Hinsichtlich der Verrichtung freiwilliger Gebete gilt die zweite Hälfte der Nacht als die wertvollere. Als der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – einmal gefragt wurde: „In welchem Teil der Nacht wird das Gebet am ehesten angenommen?“

Da sagte er: „Die Gebete, die im zweiten Teil der Nacht verrichtet werden!“[28]

Da es nicht unbedingt jedem leicht fällt, in der Nacht zum Gebet aufzustehen, sollte man einige Punkte beachten, die dazu beitragen können, diese Schwierigkeiten zu meistern. Neben einem festen Willen, diese Gebete zu verrichten, gehört dazu, dass man ein leichtes Abendessen zu sich nehmen und früh ins Bett gehen sollte. Dazu wird berichtet:

„Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – pflegte den Leuten davon abzuraten, vor dem Nachtgebet (Salâtu l-´Îschâ) zu schlafen und danach ausgedehnte Unterhaltungen zu führen.“[29]

Ein Muslim sollte gewohnheitsmäßig früh zu Bett gehen und früh aufstehen. Ausnahmen von dieser Regel sind möglich, sofern sie nicht den Gottesdienst in der Nacht beeinträchtigen. ´Umar – möge Allah mit ihm zufrieden sein – sagte:

„Der Prophet – Allah segne ihn und all seine Gefährten und schenke ihm und ihnen Frieden – sprach manchmal mit Abû Bakr bis zum Morgengrauen über die Angelegenheiten der Muslime und ich pflegte dabei zu sein.“[30]

Doch generell ist es notwendig, sich an die Regel zu halten, um die Schwierigkeiten beim Aufwachen zum Gebet möglichst gering zu halten und um die Knoten, die Schaytân während des Schlafes knüpft, öffnen zu können. Der Gesandte Allahs – Segen und Frieden seien auf ihm – sagte:

„Wenn einer von euch sich schlafen legt, kommt Schaytân und knüpft drei Knoten über seinem Nacken, wobei er sagt: ‚Mögest du damit eine lange Nacht schlafen!’ Wenn ihr aufwacht und den Namen Allahs aussprecht, wird einer der Knoten gelöst. Wenn ihr die Gebetswaschung verrichtet, wir der zweite gelöst und wenn ihr betet, sind alle Knoten gelöst. So wacht ihr am Morgen froh und munter auf, andernfalls erwacht ihr schläfrig und in bedrückter Stimmung.“[31]

Aus dem oben Erwähnten wird deutlich, dass das freiwillige Gebet in der Nacht eine solche Bedeutung besitzt, dass es darin nur von den Pflichtgebeten übertroffen wird. Dennoch ist es wichtig, diejenigen, die freiwillige Gebete während der Nacht verrichten daran zu erinnern, dass diese auf keinen Fall zur Ursache von Hochmut oder Stolz werden dürfen, da andernfalls der Segen dieser Gebete zunichtewird. Deshalb sollte man sich die Worte des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – einprägen, der gesagt hat:

„Es gibt viele, die während der Nacht Gottesdienst verrichten, ohne etwas davon zu haben, außer dass ihnen ihr Schlaf entgeht!“[32]

 

[1] Bukhârî, Riqâq, 38

[2] Tirmidhî, Salât, 88

[3] Tahajjud, freiwilliges Gebet i.d. Nacht, vorzugsweise im letzten Drittel der Nacht; Salâtu l-Ischrâq, freiwilliges Gebet nach Sonnenaufgang; Duhâ, freiwilliges Gebet am Vormittag; Awwabîn, freiwilliges Gebet nach dem Abendgebet

[4] Muslim, Salât, 226

[5] Ibn Mubârak

[6] Tasbîh, Aussprechen der Worte ‚SubhânAllah’, ‚Lob sei Allah’; Tahmîd, Aussprechen der Worte ‚Al-Hamdulillah’, ‚Lobpreis sei Allah’; Tahlîl, Aussprechen der Worte ‚Lâ ilâha illAllah’, ‚Es gibt keine Gottheit außer Allah’; Takbîr, Aussprechen der Worte ‚Allahu akbar’, ‚Allah ist am größten’

[7] Muslim, Salâtu l-Musafirîn, 81

[8] Bukhârî und Muslim

[9] Ibn Mubârak, Raqâ’iq

[10] Bukhârî, Salât, 60

[11] Muslim, Itikâf, 832

[12] Bukhârî, Îmân, 27

[13] Bukhârî, Tahajjud, 28

[14] Tirmidhî, Witr, 17

[15] siehe Qur’ân, 48:2

[16] Bukhârî, Tahajjud, 6

[17] Muslim, Siyâm, 202-203

[18] M. Zakariyâ Kandehlevî, Fadâ’il al-A´mâl , 257

[19] Tirmidhî, Witr, 16

[20] Abû Dawûd, Tatawwu’ , 18

[21] Tirmidhî

[22] Abû Dawûd, Witr , 13

[23] Ibn Abî Dunya, Kitâbu t-Tahajjud

[24] Imâm Ghazâlî, Ihyâ ´ulûmi d-Dîn, I, 1023

[25] Bukhârî, Tahajjud, 2

[26] Hakim, al-Mustadrak, IV

[27] M. Zakariyâ Kandehlevî, Fadâ’il al-A´mâl, 299

[28] Abû Dawûd

[29] Bukhârî, Mawâqitu s-Salât, 23

[30] Tirmidhî

[31] Bukhârî, Tahajjud, 12

[32] Imâm Ahmad, Musnad, II, 373