Glaube an die Bestimmung

Der Wille Allahs ist in Allem existent. Nichts kann geschehen ohne Seinen Willen und Seine Macht. Kein Stäubchen kann sich bewegen, keine winzige Fliege mit ihren Flügel schlagen, ohne Seinen Willen. Da Allah allumfassendes Wissen besitzt, weiß Er, was in der Vergangenheit geschehen ist und was in der Zukunft geschehen wird. Die Vorbestimmung dessen, was in Zukunft geschehen wird nennt man ‚Bestimmung’, ‚Qadr’, und wenn das Vorbestimmte geschehen ist, nennt man es ‚göttlichen Ratschluss’, ‚Qadâ’.

Die Bedeutung der göttlichen Bestimmung wirklich zu begreifen, übersteigt menschliches Verstehen und Maßstäbe. Das ist die Ursache dafür, dass dieser Begriff vielfach missverstanden und missbraucht wurde. Es gibt nichts zu gewinnen bei dem Versuch, dieses Konzept der göttlichen Bestimmung in aller Tiefe zu ergründen, weil das menschliche Verstehen dabei stets an seine Grenzen stößt. Im heiligen Qur’ân wird dies deutlich gesagt und ausdrücklich vor nutzlosen Bemühungen gewarnt, die Geheimnisse der Bestimmung erforschen zu wollen:

Die Schlüssel des Verborgenen befinden sich bei Ihm; keiner kennt sie, außer Ihm.“ (6:59)

So, wie es unmöglich ist, einem Blinden das Wesen und Aussehen von Farbe zu beschreiben, ist es dem menschlichen Verständnis, mit seinen begrenzten Fähigkeiten und seinem beschränktem Vokabular, unmöglich, die Mysterien und Eigenschaften der göttlichen Bestimmung zu erfassen. Die Geschichte von Mûsâ und Khidr im heiligen Qur’ân macht dies in schöner Weise deutlich.[1]

Allah sandte Mûsâ zu Khidr – auf ihnen beiden sei der Friede Allahs –, der gottgegebenes Wissen besaß, damit Mûsâ von ihm lernen solle. Dieses gottgegebene Wissen, das über die Bereiche von Ursachen und Wirkungen hinausgeht, ist die Widerspiegelung eines Lichtes, das von ‚der wohlbewahrten Tafel’, ‚al-Lauhu l-mahfûz’, hernieder strahlt.

Mûsâ und Khidr – auf ihnen sei der Friede Allahs – brachen gemeinsam zu einer Reise auf, auf der sie verschiedenen Manifestationen des Göttlichen begegneten. Wenn man die Handlungen Khidrs mit klarem Verstand genau betrachtet, wird folgendes deutlich:

Rein äußerlich gesehen, ist es ein Verbrechen gegenüber den Besitzern des Bootes, ein Leck hineinzuschlagen, so dass es sinkt, doch, aus der Sichtweise der absoluten Wirklichkeit betrachtet, ist gerade dies die Rettung für das Boot und seine Besitzer vor einem Angreifer, der alle Boote beschlagnahmt, denn dadurch werden diese armen Fischer vor dem Verlust ihres Lebensunterhaltes bewahrt.

Das Gleiche gilt für die Tötung des Jungen, die auf den ersten Blick eindeutig ein Mord zu sein scheint, in Wirklichkeit jedoch die Rettung seiner frommen Eltern im Hinblick auf ihr jenseitiges Leben ist.

Und ebenso ist es, rein äußerlich betrachtet, vollkommen unlogisch, dass Khidr eine Mauer aufrichtet, zum Nutzen derer, die sie beide – auf ihnen sei der Friede Allahs – aus ihrem Dorf vertreiben wollten. Doch in der Wirklichkeit dient diese Mauer dem Schutz des Erbes zweier unschuldiger Waisen vor der Habgier der Bewohner ihres Dorfes.

Derartige Geheimnisse offenbaren sich jedoch nur durch gottgegebenes Wissen. Deshalb ist es unmöglich, das Geheimnis der göttlichen Bestimmung allein mit dem Verstand begreifen zu wollen. Die wirkliche Bedeutung der Bestimmung zu erfassen liegt jenseits der Fähigkeiten menschlichen Begreifens. Aus diesem Grunde hat uns der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – befohlen, an die Bestimmung zu glauben und gleichzeitig untersagt, über das Wesen der Bestimmung zu diskutieren und zu streiten.

Als er einmal an einer Versammlung vorbeikam, in der die Anwesenden in hitziger Debatte über das Konzept der göttlichen Bestimmung disputierten, sagte der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:

Ist euch aufgetragen worden, über die Bestimmung zu streiten? Oder wurde ich aus diesem Grund gesandt? Die, die vor euch waren sind wegen ihrer Streitigkeiten über dieses Thema zunichte geworden. Ihr sollt nie über diese Angelegenheit streiten!

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich nicht auf ein detailliertes Wissen bezüglich der göttlichen Bestimmung, sondern auf die wesentliche Botschaft und deren eindeutige Bestandteile zu konzentrieren.

Allah der Allmächtige hat die für die Menschen bestimmten Geschehnisse oder Handlungen in zwei Kategorien eingeteilt:

1. Zwingend notwendige Geschehnisse (al-Af´âlu l-idtirâriyya)

2. Geschehnisse, die menschlicher Entscheidung unterliegen (al-Af´âlu l-ikhtiyariyya)

1. Zwingend notwendige Geschehnisse

Diese Geschehnisse ereignen sich unabhängig von unserem Willen und ohne unser Zutun, als ausschließliches Ergebnis der Bestimmung Allahs und Seines göttlichen Ratschlusses. Es ist unmöglich, diese durch unsere Handlungen zu beeinflussen oder zu ändern. Geburt, Tod, Wiederauferstehung, Schlaf, Hunger, unsere physische Struktur, unsere Lebensspanne und ähnliche Dinge sind allesamt Teil der zwingend notwendigen und unausweichlichen Dimension göttlicher Bestimmung. Diese Ereignisse und Handlungen werden auch ‚Qadru mutlaq’, ‚absolute Bestimmung’, genannt und menschliche Wesen werden nicht für diese Art von unausweichlichen Geschehnissen zur Verantwortung gezogen. Die menschlichen Augen können nicht sehen und menschliche Ohren können nicht hören, wann diese unabwendbaren Geschehnisse stattfinden werden. Der Sufi-Dichter Rûmî fasst diese Wirklichkeit in folgende Worte:

„Wenn die Zeit für das Vorherbestimmte gekommen ist,

springen die Fische von selbst aus dem Meer,

die Vögel, die am Himmel fliegen, stürzen sich selbst herab

in die Fallen, die für sie am Boden aufgestellt sind.“

Um aus solcher Bestimmung und göttlichem Ratschluss zu entfliehen,

retten einen nur andere, neue Bestimmung und göttlicher Ratschluss.“

Der heilige Qur’ân spricht von den zwingend notwendigen Geschehnissen in folgenden Worten:

... und Allahs Befehl ist ein unabänderlicher Beschluss.“ (33:38)

Man sollte allerdings Naturkatastrophen und ähnliche Ereignisse nicht nur als Ergebnisse von unbegreiflicher Bestimmung und göttlichem Ratschluss betrachten. Die göttliche Bestimmung stellt gewissermaßen das Gleichgewicht und die Stabilität im Universum dar und ist Ausdruck des göttlichen Maßstabes für dessen Balance. Allah der Erhabene sagt im heiligen Qur’ân:

Wahrlich haben Wir jedes Ding nach rechtem Maß erschaffen.“ (54:49)

Deshalb ist es ein Zeichen von Unwissenheit und Dummheit, die Ergebnisse und die Weisheit der göttlichen Bestimmung zu kritisieren. Was immer gemäß dem göttlichen Ratschluss geschieht, ist angemessen und richtig. So ist die Bewegung der Gestirne innerhalb unseres Sonnensystems so perfekt austariert, dass niemand auf die Idee käme, auch nur darüber nachzudenken, was geschähe, wenn die Erde der Sonne ein klein wenig näher käme, so dass alles verbrennen würde, oder wenn die Erde sich etwas weiter von der Sonne entfernte, so dass alles Leben auf der Erde gefährdet wäre. Sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime gehen grundsätzlich davon aus, dass die Sonne jeden Tag pünktlich und fehlerfrei aufs Neue im Osten auf- und im Westen wieder untergeht. In ähnlicher Weise müsste man, wenn man fähig ist, die zugrundeliegende Weisheit zu begreifen, einsehen, dass für alle Ereignisse, unabhängig davon, ob sie uns scheinbar positiv oder negativ erscheinen, die Aussage gelten muss:

„Was auch immer geschieht, es ist genau das Richtige!“

Und genau darin liegt die Anerkennung des göttlichen Plans. Selbst die hartnäckigsten Ungläubigen können sich, und sei es nur unbewusst, dem Eindruck der Schönheit und Harmonie in der perfekten Ordnung des Universums nicht entziehen. Selbst sie sind voller Bewunderung für die Vollkommenheit und feine Abgestimmtheit aller Abläufe darin. Jedes der Geheimnisse, die die Menschheit aufdeckt, soweit der göttliche Wille es gestattet, bringt diejenigen, die Einsicht besitzen, selbst wenn sie Ungläubige sind, den Wundern des göttlichen Planes im Tal der Ewigkeit näher und versetzt sie in derartiges Erstaunen, dass jegliche Kritik an der Weisheit hinter diesen Geheimnissen gegenstandslos wird. Diejenigen, die unlogische Argumente oder unsinnige Behauptungen bezüglich der Mechanismen der göttlichen Bestimmung vorbringen, begreifen nichts von den Geheimnissen der heiligen Ratschlüsse des Allmächtigen, sie besitzen weder Weisheit noch Verstand. Diejenigen, die unfähig sind, zwischen gut und schlecht, richtig und falsch, Wahrheit und Lüge zu unterscheiden, sind bedauernswerte Opfer ihrer eigenen Unwissenheit.

Andererseits ist es klar, dass die wahre Natur der Bestimmung und des göttlichen Ratschlusses Allahs unbegreiflich sind. In diesem Geheimnis liegt, genauer betrachtet, ein großer Segen für den Menschen, dessen Leben als sterbliches Wesen unerträglich würde, wenn er im Voraus wüsste, was ihm in Zukunft geschehen wird, ganz gleich ob im Guten oder im Schlechten. In diesem Fall würden selbst die grundlegenden Funktionen wie Essen, Trinken, Arbeiten und ähnliches zum Erliegen kommen, denn der Mensch lebt immer in der Hoffnung auf sein Weiterleben. Selbst im Angesicht des Todes hört er nicht auf, zu essen und zu trinken und sich anzustrengen, weil Allah der Allmächtige die Bestimmung und Seinen göttlichen Ratschluss im Geheimen verborgen hält. Dies ist ein gewaltiger Segen und wichtiger Bestandteil der Perfektion des göttlichen Planes, der den Menschen dazu befähigt, sein Leben in dieser Welt fortzusetzen.

Was das Schlechte betrifft, geht nichts Schlechtes aus dem göttlichen Willen Allahs des Allmächtigen hervor, doch Er hat das Entstehen schlechter Taten und schlimmer Ereignisse als Bestandteil der Prüfungen dieser Welt zugelassen. Allah der Allmächtige hat das Auftreten des Schlechten begrenzt und ein großer Segen für die Menschen liegt darin, dass Er nicht zulässt, dass das gesamte Leben der Menschheit davon bestimmt wird. Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, schützt diese Beschränkung und nur begrenzte Zulassung des Schlechten die Menschheit vor materiellem und spirituellem Schaden. Wäre dies nicht so, würden die Kinder Adams in noch viel größerem Maße den Verlockungen des Egos und Schaytâns nachgeben und in vollkommener Achtlosigkeit und Sündhaftigkeit versinken, denn der Mensch strebt, bewusst oder unbewusst, genauso leicht zum Schlechten wie zum Guten.

Allah bestätigt diese Tendenz im heiligen Qur’ân mit den Worten:

Und der Mensch bittet um das Schlechte, wie er um das Gute bittet, und der Mensch neigt zur Eile.“ (17:11)

Und wenn Allah den Menschen das Schlechte so eilig zukommen ließe, wie sie es mit dem Guten eilig haben, wäre ihre Lebensspanne schon zu Ende.“ (10:11)

Je mehr die Menschen über sich selbst nachdenken und sich selbst zur Rechenschaft ziehen, desto besser werden sie die Bedeutung dieser Verse begreifen. Um den göttlichen Schutz, den die Menschheit genießt, besser zu begreifen, wollen wir einige Beispiele dafür geben, die den Schutzwall Allahs gegen schlechte und unheilbringende Ereignisse sichtbar machen:

Betrachten wir zum Beispiel das Verhalten und die Worte eines Lügners, der, um seinen Lügen Nachdruck zu verleihen, sagt:

„Ich sage die Wahrheit; wenn ich lüge, sollen meine Augen blind werden!“

Wenn er lügt, wird er trotzdem nicht blind und seine Zeit der Prüfungen und Versuchungen in dieser Welt geht weiter wie bisher. Ebenso machen viele Leute Versprechungen und sagen Dinge wie:

„Wenn ich dies oder jenes tue, sollen meine Arme abfallen!“

oder: „Möge mein Genick brechen!“

oder: „Bevor ich das tue, sterbe ich lieber!“

Selbst wenn diese Schwüre zum Zeitpunkt ihrer Aussprache ernst gemeint sein mögen, tun viele Leute trotzdem Dinge, die im Widerspruch zu ihrem Schwur stehen und so die schrecklichen Ereignisse heraufbeschwören müssten, die sie sich selbst gewünscht haben. Doch, obwohl sie genau in die Situationen geraten, die sie vermeiden wollten, fallen weder ihre Arme ab, noch bricht ihr Genick, noch fallen sie tot um. Es gibt viele ähnliche Beispiele aus dem Leben der Menschen. In diesen Fällen errichtet Allah der Allmächtige in Seiner Barmherzigkeit und Seinem Mitgefühl einen Schutzwall zwischen dem Menschen und den unheilvollen Ereignissen, die er für den Fall heraufbeschworen hat, dass er etwas tut, was er nicht tun sollte. Diese schrecklichen Geschehnisse werden nicht zur Wirklichkeit, weil Allah der Allmächtige die Menschheit davor bewahrt, wie die oben zitierten Verse des heiligen Qur’ân es beschreiben.

Angesichts dieser Realität akzeptieren Heilige und fromme Gläubige die positiven oder scheinbar negativen Erscheinungen der Bestimmung und des göttlichen Planes im Bewusstsein der Barmherzigkeit und des Mitgefühls Allahs des All-Gnädigen. Diese Art von völliger Hingabe an den göttlichen Willen drückt folgendes Gedicht aus:

„Was immer von Dir zu mir kommt ist meine Freude,

ganz gleich ob es Rosen oder Dornen sind,

ob Königsgewand oder Leichentuch,

Deine Strenge ist mir so lieb wie Deine Freundlichkeit!“

Allah der Erhabene selbst gebietet uns im folgenden Vers, diesen Zustand der Akzeptanz und Hingabe anzustreben:

Sprich: ‚Nichts wird uns geschehen außer dem, was Allah uns bestimmt hat, Er ist unser Beschützer und auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen!’“ (9:51)

Wie wunderbar beschreibt der Dichter dies, wenn er sagt:

„Wisse, dass das Schlechte nicht von einem Feinde kommt,

noch kommt die Freundlichkeit von einem Freund,

vertrau dich ganz dem All-Erhab’nen an,

 und wisse, alles kommt von Ihm!“

Der heilige Qur’ân beschreibt im gleichen Zusammenhang die große göttliche Barmherzigkeit, die Er erweist wem immer Er will:

Und wenn Allah dich mit einem Übel treffen will, so gibt es keinen, der es abwenden kann, außer Ihm. Und wenn Er dir Gutes erweisen will, so gibt es keinen, der Seine Gnade zurückhalten kann. Er lässt sie unter Seinen Dienern zukommen, wem Er will. Und Er ist der All-Verzeihende, der All-Barmherzige.“ (10:107)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wahrer Herzensfriede in der Hingabe an die göttliche Bestimmung verborgen ist. Jede Handlung oder Tat, die im Widerspruch zur Akzeptanz des göttlichen Ratschlusses steht, ist unsinnig und ohne Nutzen. Maulânâ Jalâluddîn Rûmî drückt dies vorzüglich aus:

„Flieh wohin du willst, wenn du hoffst, du könntest Sicherheit vor dem Schlechten und Frieden finden, ohne mit dem zufrieden zu sein, was Allah dir bestimmt hat, flieh nur! Das Übel, das kommen soll, kommt und wird dich überall finden!“

„Wisse, dass kein Winkel dieser vergänglichen Welt frei von Fallen und Gefahren ist. Es gibt keinen anderen Weg zum Glück und zur Befreiung, als Ihn im Herzen zu finden und in Seiner göttlichen Gegenwart Zuflucht zu suchen. Schau, wie selbst die, die in dieser vergänglichen Welt an den sichersten Orten zu leben glauben und die sich für die Mächtigsten halten, am Ende dem Tod in die Falle gehen!“

„Statt zu versuchen, dich vor den Fallen der vergänglichen Welt zu retten, schau lieber auf die Zuflucht, die der All-Erhabene dir bietet! Er verwandelt, wenn Er will, das Gift in Medizin oder klares Wasser in tödliches Gift.“

2. Geschehnisse, die menschlicher Entscheidung unterliegen

Allah der Allmächtige hat dem Menschen einen, im Gegensatz zu Seinem absoluten, göttlichen Willen, begrenzten und bedingten Willen verliehen. Die Menschen werden, entsprechend ihren Entscheidungen, Lohn für rechtschaffenes Handeln oder Strafe für den Missbrauch ihres Willens, der zu schlechten Taten führt, erhalten. Allah hält die Mechanismen bereit, die es dem Menschen freistellen, die eine oder die andere Richtung einzuschlagen. Während Allah als Schöpfer und im absoluten Sinne Handelnder im Hintergrund waltet, überlässt Er gleichzeitig die eigentliche Ausführung von Taten und Handlungen Seinen Dienern. Jedoch überlässt Allah, im Rahmen dessen Schöpfereigenschaft sich die Geschehnisse abspielen, dem Diener nicht die völlige Entscheidungs- und Handlungsfreiheit, so dass nicht immer alles, was der Mensch beabsichtigt, auch Wirklichkeit wird.

Wie schon anfangs erläutert, ist es nicht angemessen, tief in die Geheimnisse der göttlichen Bestimmung eindringen zu wollen, sondern es geht hier nur darum, die ihr zugrundeliegende Weisheit im Allgemeinen zu begreifen. Allah besitzt als einziger den Schlüssel, der das Tor zu den Geheimnissen der wahren Natur der göttlichen Bestimmung öffnen kann, ihr wahres Wesen liegt jedoch jenseits der Bereiche menschlichen Verstehens. Jeder Versuch, das Tor zu den Geheimnissen der wahren Natur der göttlichen Bestimmung zu öffnen, hieße, unsere Grenzen zu überschreiten.

Da die Bestimmung im Verborgenen liegt und die Menschheit nichts darüber weiß, was in der Zukunft geschehen wird, meinen manche Unwissende, sich herausreden zu können, indem sie behaupten: „Mir ist ein schlechtes Schicksal bestimmt.“

Wenn Leute so etwas sagen, nehmen sie das Konzept der göttlichen Bestimmung zum Vorwand, um sich der Verantwortung für ihre Handlungen und Taten zu entziehen. Doch der Versuch, vor seiner Verantwortung zu fliehen und sich damit im Widerspruch zum Sinn der Schöpfung zu verhalten, ist sowohl dumm als auch unwürdig.

Das Wissen des Allmächtigen ist endlos und kennt keine Grenzen. Er weiß alles, was in der Vergangenheit geschah und was in der Zukunft geschehen wird und Sein Wissen über Zukünftiges ist für Ihn genau so klar wie das bezüglich der Vergangenheit. In unserem Verständnis, das von der Vorstellung einer vergänglichen und zeitgebundenen Welt ausgeht, neigen wir dazu, zu denken, dass die zukünftigen Geschehnisse, die Allah der Allmächtige kennt, von Ihm vorherbestimmt und festgelegt sind. Dies ist jedoch das Resultat der Unfähigkeit und Begrenztheit unseres Intellekts, der das, was Jenseits von ‚Zeit’ existiert, nicht begreifen kann. Wenn einst der Schleier der Zeit gelüftet wird, werden wir alles deutlicher sehen. So wie der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden –, der während seiner Himmelsreise (Mi´râj) die ewige Welt gezeigt bekam und bei der Beschreibung dieser Erfahrung unter anderem sagte:

Ich hörte das Geräusch eines Schreibgerätes, welches die Bestimmung schrieb.[2]

Und in Erinnerung an seine Beobachtungen in der Welt der Ewigkeit sagte er:

„Ich sah, wie ´Abdur-Rahmân ibn Auf ins Paradies gebracht wurde.“

Während seiner Erfahrungen auf der Himmelsreise wurde der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – den Begrenzungen von Raum und Zeit enthoben, so dass er anderen Aspekten der Wirklichkeit begegnen konnte. Allah der Allmächtige jedoch besitzt ewiges Wissen der reinen, wahren Wirklichkeit, denn Er ist nicht an Raum und Zeit gebunden. Wenn wir uns unserer, durch die Schleier der Zeit bedingten, Begrenztheit bewusst sind, erkennen wir, dass der Wille, den Allah Seinen Dienern gegeben hat, genau im rechten Maße ihrer Verantwortung und dass ihre Verantwortung genau den Begrenzungen ihres Willens entspricht. Allah würde in Seiner Gnade und Barmherzigkeit Seinen Dienern niemals mehr an Verantwortung auferlegen, um sie dann anschließend danach zu richten. Die Tatsache, dass Allah Seine Diener für ihre Taten zur Verantwortung zieht und sie danach gerichtet werden, ist ein Beleg dafür, dass Allah den Menschen einen freien Willen gewährt hat.

Maulânâ Jalâluddîn Rûmî ruft denen, die dies nicht begreifen, zu:

„Wenn der Diener sich der Bestimmung und dem göttlichen Ratschluss unterwirft, erwirbt er das Wohlgefallen Allahs. Für die, die dieses Wohlgefallen erleben, sind Bestimmung und göttlicher Ratschluss so süß wie Honigspeise, ihre Gesichter erstrahlen vor Lächeln.

Wenn du falsch gehst, schreibt die Feder Falsches, wenn du gerade gehst, so schreibt sie Glück für dich!

Ein Dieb, der erwischt wurde, erzählte dem Polizisten: ‚Mein Herr, was ich getan habe war mir von Allah vorherbestimmt!’ Der Polizist antwortete: ‚Mein Herr, was ich tue ist ebenso von Allah vorherbestimmt! Doch, sich erst selbst schuldig zu machen und dann die Bestimmung zu beschuldigen, dies ist kein Zeichen von Verstand!’

In kurzen Worten lässt sich sagen: Schaytân führt den Menschen zum Schlechten, die Seele führt ihn zum Guten. Wenn er keine Entscheidungsfreiheit besäße, wozu sollten die beiden wetteifern?

Wir besitzen eine unsichtbare Fähigkeit, zu entscheiden, was wir wollen. Schau, wie im Herzen zwei Gedanken miteinander ringen, welcher der bessere für dich ist. Einer ist: ‚Was nützt mir am meisten?’ und ein anderer widerspricht ihm darin, bis du schließlich einen vorziehst. Keiner zwingt dich dazu. Wenn du keine Entscheidungsfreiheit hättest, könntest du dies tun?

Zu glauben, wir seien zu unseren Taten gezwungen, ist ein gewaltiger Irrtum. An solchen Zwang zu glauben, heißt, seinen eigenen Verstand zu leugnen. Die Fatalisten benutzen ihren Verstand, um ihre Angelegenheiten in dieser Welt zu erledigen, wie können sie den Verstand leugnen? Hätte der Mensch keinen Willen und keine Entscheidungsfreiheit, würden solche Begriffe wie ‚dies ist gut, jenes ist schlecht’ oder ‚dies ist schön und jenes hässlich’ existieren? O mein Freund! Selbst Tiere haben entsprechend ihren Sinnen und Fähigkeiten solche Wahrnehmungen. Doch sie wirklich zu begreifen bedarf großer Weisheit.

Wenn die Menschen keinen freien Willen besäßen, würdest du die Heilung nicht besser direkt bei Allah anstatt bei einem Doktor suchen? Krankheit ist eine gute Lektion, die dich lehrt, was freier Wille bedeutet.

Wenn du denkst, du hättest keinen freien Willen, warum machst du Pläne, heute und morgen dies und jenes zu tun? Meinst du, man könnte Pläne ohne freien Willen machen?

O ihr Fatalisten, wenn ihr behauptet, der Diener besäße keinen freien Willen, um die vermeintliche Unzulänglichkeit der Allmacht Allahs, die ihr darin seht, auszuschließen, seht ihr denn nicht, weshalb Allah Seine Diener zur Rechenschaft zieht? Wenn ihr so denkt, dann schreibt auch ihr Allah eine menschliche Eigenschaft zu, nämlich, dass Er nicht weiß, was Er tut. Meint ihr, der Schöpfer des Universums sei Einer, der Seine Diener tyrannisiert, indem Er sie verantwortlich macht für das, was sie nicht entscheiden können? Benutzt euren Verstand und schaut, was die Weisheit hinter Allahs Geboten an Seine Diener ‚Tu dies! Lass’ jenes!’ ist. In Seinem Gebieten und Verbieten ist die Fähigkeit zu entscheiden und zu wählen enthalten.

Sieh dich um und schau dir deine eigene Welt an: Wenn du glaubst, dass nur Allah einen Willen besitzt, warum machst du den Dieb, der stiehlt, verantwortlich für seine Tat? Warum betrachtest du manche als deine Feinde und hasst sie? Wie kannst du Sünde und Verbrechen denen anlasten, die keinen freien Willen haben? Also muss es freien Willen geben, sonst bedürfte es keiner Gefängnisse!“

Es gibt aber noch einen anderen Punkt, der in diesem Zusammenhang zu beachten ist:

Den freien Willen über zu bewerten und den Intellekt als über allem anderen stehend zu betrachten ist ebenfalls ein Zeichen von Unwissenheit. Man muss, entsprechend dem Grad an Wissen und Weisheit, den man im Laufe der Zeit erreicht, begreifen, wie unbedeutend der individuelle freie Wille des Menschen angesichts des absoluten Willens Allahs ist. Letztendlich ist bei denjenigen Dienern, die sich Allah vollkommen hingeben, von jenem Bruchstück individuellen freien Willens, kaum mehr etwas zu entdecken. Worte und Taten der Heiligen, die derart ihren eigenen Willen aufgegeben haben, sollten deshalb in diesem Zusammenhang betrachtet werden. Sie negieren keinesfalls in direkter Weise den individuellen Willen des Menschen, jedoch betrachten sie ihn, angesichts des absoluten Willens des Allmächtigen, als beinahe nicht-existent. Besonders für jene Gottesdiener, die ganz in Allah entwerden, um ‚Allahs Auge und Hand’ in dieser Welt zu sein, ist der individuelle menschliche Wille wie das Feuer einer Kerze, die im Licht der Sonne schmilzt, um schließlich ganz zu verschwinden. Ein Beispiel dafür liefert uns die folgende Geschichte:

Während der späten Periode des Osmanischen Reiches lebte ein Scheikh namens Muhammad Nûr al-´Arabî. Es ging das Gerücht um, er gehöre zu denen, die den individuellen freien Willen des Menschen leugnen. Als Sultan Abdul Hamîd der Zweite davon erfuhr, wollte er sich selbst von den Ansichten des Scheikhs überzeugen und lud ihn zu einer Sitzung der höchsten Religionsgelehrten ein, in der er seine tatsächlichen Ansichten darlegen sollte. Vor dem versammelten Kreis der Gelehrten erklärte Scheikh Muhammad Nûr das Folgende:

„Ich habe niemals den individuellen Willen des Menschen im Allgemeinen geleugnet! Allerdings habe ich gesagt, dass er für gewisse Menschen fast nicht-existent ist. Weil die großen Auliyâ[3] sich stets in der göttlichen Gegenwart befinden, bleibt ihrem individuellen Willen keine Gelegenheit mehr, sich zu zeigen. Deshalb handeln sie entsprechend dem Willen Allahs, der der absolut Bestimmende ist, und nicht nach ihrem eigenen Willen. Wir sind hier zum Beispiel gerade in der Gegenwart des Sultans und tun, wie uns geheißen wird. Wenn uns befohlen wird zu kommen, kommen wir. Wenn uns befohlen wird zu gehen, gehen wir. Angesichts des Willens des Sultans ist es uns unmöglich, von unserem freien Willen Gebrauch zu machen. Wenn wir hingegen die vielen Achtlosen und andere Kreaturen dort draußen betrachten, so sind sie sicherlich recht unabhängig und frei in ihrem Willen.“

Wenn wir uns tiefer mit diesen grundlegenden Prinzipien auseinandersetzen, werden wir auf eine Vielzahl von Problemen stoßen, die der Erklärung bedürfen. Der Kern dieser Angelegenheit findet sich jedoch im Folgenden:

Der Mensch besitzt einen freien Willen. Dieser freie Wille oder diese Macht ist ihm von Allah verliehen. Obwohl Allah bei der Entstehung eines jeden Gewollten beteiligt ist, findet nur das Gute Sein Wohlgefallen. Das Ziel eines Lehrers ist, seinen Schülern Wissen und Lebenshilfe zu vermitteln. Wenn die Schüler aber keine Anstrengungen in diese Richtung unternehmen, kann der Lehrer nichts tun. Aufgabe eines Arztes ist es, die Menschen zu heilen. Wenn die Patienten jedoch nicht den Empfehlungen und Verschreibungen des Arztes folgen, tragen sie selbst die Verantwortung für den Misserfolg der Behandlung. In diesem Fall besteht für den Patienten kein Grund, dem Doktor etwas anzulasten. Gleichermaßen können wir uns nicht, unter Hinweis auf die göttliche Bestimmung, der Verantwortung für unsere Handlungen, die unserem individuellen Willen entspringen, entziehen.

Eine solche Ausrede von Seiten einer Person, die weder betet, noch den Regeln einer Religion folgt, ist nichts anderes als Blindheit. Allah eröffnet dem, der Ihn anbeten will, vielfache Möglichkeiten und Er hilft dem nicht, der sich weigert, Ihm seinen Respekt zu erweisen.

Uns selbst für unsere Sünden zu entschuldigen, indem wir uns auf diese Art im Schatten der Vorherbestimmung zu verstecken suchen, ist ein ungerechtes, dummes und verwerfliches Verhalten.

Das Glaubensbekenntnis, dass es ‚keine Gottheit außer Allah’ gibt, schließt all diese Aspekte in sich ein und diejenigen, die dieses Prinzip des Glaubens ganz und gar mit ihrem Herzen und mit ihrer Zunge bestätigen, werden als Gläubige betrachtet. Wer meint, es sei genug, das Glaubensbekenntnis mit der Zunge auszusprechen, ohne seine weitreichenden Bedeutungen zu beachten, befindet sich in einem gefährlichen Zustand großer Achtlosigkeit. Die vollkommenen Herzen, die der wahren Größe und Erhabenheit den gebührenden Respekt entbieten, verbringen ihre Tage im tiefen Empfinden dieser Wirklichkeit. Ihr Leben ist vergleichbar mit einem Rosenkranz. Als Lohn für ihr Bemühen, der Achtlosigkeit für immer zu entfliehen und sich vollständig in Allah zu verlieren, hüllt Er sie ein in Seinem Licht. Einer von denen, die diese Stufe erreicht haben, Scheikh Muhammad Asad al-Arbîlî, sagt:

„Ich versuche immer, meinen Glauben zu vervollkommnen, ich versuche noch immer, das Einheitsbekenntnis wirklich zu bezeugen. Es ist nicht so leicht, aufrichtig zu sagen ‚Lâ ilâha illAllah’, wenn man alle möglichen weltlichen Götzen im Herzen hat. Und wenn man es dann sagt, so bleibt es doch stets zweifelhaft, ob es auch in der Sicht Allahs wirklich annehmbar ist.“

So erfordert das Einheitsbekenntnis, dass es ‚keine Gottheit außer Allah’ gibt, ein gutes Verständnis der Essenz und tieferen Bedeutung dieser Worte. Das Bezeugen des Glaubens ohne die dazu gehörende Einsicht bringt nicht automatisch den gewünschten Erfolg, obwohl es sicher auch nie ohne jeden Nutzen ist. In vollem Bewusstsein seiner Bedeutung, von Herzen ausgesprochen, bringt es der Seele ewige Freuden und niemals endenden Gotteslohn.

Einmal hielt der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – eine Ansprache und sagte:

Wenn jemand die Worte ‚es gibt keine Gottheit außer Allah’ von Herzen ausspricht, ohne etwas beizumischen, das die Bedeutung dieser Worte unklar werden ließe, so ist ihm das Paradies gewiss.

´Alî – möge Allah mit ihm zufrieden sein – fragte darauf:

„O Gesandter Allahs! Was heißt das: ‚ohne etwas beizumischen, das die Bedeutung dieser Worte unklar werden ließe’?

Da antwortete der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm:

Es ist die Liebe zu dieser Welt, es ist das Verlieren des Herzens an diese Welt.[4]

Ein anderer Ausspruch des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – zu diesem Thema lautet:

„Keiner der Diener Allahs, der bezeugt, dass es ‚keine Gottheit außer Allah’ gibt, findet sein Ende, ohne dass ihm die Himmelspforten geöffnet werden, in solchem Maße, dass die Worte seines Bekenntnisses bis zum Thron Allahs gelangen - solange er sich vom Begehen großer Sünden fernhält.“[5]

Deshalb ist es notwendig, sich vom Begehen von Sünden fernzuhalten. Und der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – hat dazu gesagt:

Wenn ein Diener eine Sünde begeht, bekommt sein Herz einen schwarzen Fleck, wenn er Reue zeigt, verschwindet dieser Fleck wieder, ansonsten bleibt er bestehen. Wenn der Diener dann eine weitere Sünde begeht, bekommt sein Herz einen weiteren schwarzen Fleck, bis es schließlich so schwarz wird wie Ruß.[6]

Auf die Herzen solcher Individuen hat das Aussprechen des Glaubensbekenntnisses keinen Einfluss mehr. Von den folgenden vier Dingen sollte man sich daher unbedingt fernhalten:

1. Diskussionen mit Leuten, die keinen Verstand besitzen

2. Das Anhäufen von Sünden

3. Ständiger unnötiger Umgang mit Personen des anderen Geschlechts, mit denen man nicht durch Verwandtschaft oder Ehe verbunden ist

4. Die Gesellschaft von Menschen, deren Herzen tot sind

Schaytâns größter Wunsch ist, Herrschaft über die Herzen zu erlangen. Wenn das Herz mit Gottesgedenken beschäftigt ist, kann Schaytân keinen Zugang finden und das bedeutet seinen Niedergang. Wenn das Herz sich aber vom Gottesgedenken abwendet, findet Schaytân leicht einen Zugang.

Im heiligen Qur’ân heißt es:

Ist nicht für die Gläubigen die Zeit gekommen, ihre Herzen zur Demut zu bringen im Gedenken an Allah und die Wahrheit...“ (57:16)

Eine Person, die, fern dem Gottesgedenken, von ihrem Ego beherrscht wird, ist wie ein Juwel, das in den Schlamm gefallen ist. Der Kampf gegen das Ego besteht in der Reinigung von schlechten Eigenschaften und dem Polieren dieses Edelsteines, im Hervorbringen des Guten, das im Inneren verborgen ruht. Diejenigen, denen diese Art von Läuterung gelingt, erfahren die Segnungen Allahs, die Er im heiligen Qur’ân verspricht:

Wahrlich erfolgreich sein wird derjenige, der sich reinigt.“ (87:14)

Zweifelsohne beginnt diese Art von Reinigung mit dem Glaubensbekenntnis. Meister Abû ´Alî ad-Daqqâq sagt:

Wenn der Diener sagt ‚Es gibt keine Gottheit’ wird sein Herz gereinigt, wie ein Spiegel von einem feuchten Tuch gereinigt wird. Wenn er dann sagt ‚außer Allah’, beginnt das Licht Allahs in diesem völlig reinen Herzen in Erscheinung zu treten. In diesem Falle sind alle Anstrengungen Schaytâns vergebens.

Und Hasan al-Basrî beschreibt die Gedankengänge Schaytâns wie folgt:

„Ich verführe die Leute der Gemeinde Muhammads zur Sünde, doch ihre Reue und Bitten um Vergebung machen mein Werk zunichte. Dann versuche ich es mit Dingen, die ihnen nicht als Sünde erscheinen, die gut erscheinen, doch in Wirklichkeit Übel sind. Auf diese Weise halten sie sich nicht davon fern, weil sie sie nicht als Sünde betrachten und bereuen auch nicht.“

Und Hasan al-Basrî warnt die Gläubigen davor, indem er fortfährt:

„Diese Übeltaten, die nicht für Sünden gehalten werden, sind verwerfliche Neuerungen (Bid´a), Dinge die dem Ego gefallen und als Bestandteile der Religion betrachtet werden.“

Wahb ibn Munabbih sagt:

Fürchte Allah! Du verfluchst Schaytân, wenn du unter den Menschen bist, doch wenn du allein bist, gehorchst du ihm und schließt Freundschaft mit ihm.

 

[1] siehe Qur’ân, 18:60-82

[2] al-Hâkim, al-Mustadrak, II, 405

[3] Auliyâ: eigentlich AuliyâAllah, Plural von Walî bzw. Walîullah Gottvertraute, Heilige, Gottesfreunde

[4] Imâm Ghazâlî, Ihyâ ´ulûmi d-Dîn

[5] Tirmidhî, Da´wât, 126

[6] Tirmidhî, Tafsîr, 83